Irrational Man USA 2015 – 95min.

Filmkritik

Irrational Man

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Mit einem Film pro Jahr ist Woody Allen auch mit fast 80 Jahren noch einer der fleißigsten Regisseure überhaupt. Selbst unter seinen größten Fans – und von denen gibt es nach wie vor viele – ist es allerdings kein Geheimnis, dass er qualitativ gesehen auch einer der unzuverlässigsten ist. Und doch stellt sich immer wieder ein Gefühl der Enttäuschung ein, wenn der Altmeister schwächelt. So wie nun mit Irrational Man.

Am (fiktiven) Bilderbuch-College in Newport, Rhode Island, verliebt sich die junge Jill (Emma Stone), ihres Zeichens Musterstudentin aus gutem Hause mit langweilig-nettem Boyfriend, in den neuen Philosophieprofessor Abe Lucas (Joaquin Phoenix), der zu viel trinkt und sich mit einer Kreativ- und Lebensblockade inklusive Erektionsproblemen herumschlägt. Der Ausweg aus letzterer ist allerdings nicht die zögerlich beginnende Affäre der beiden, sondern das Aushecken eines Mordplans. Der entsteht, als die beiden beim Lunch die Klage einer Fremden belauschen, die durch das moralisch fragwürdige Handeln eines Richters das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren könnte. Doch was für Jill bloß ein spannendes Gedankenspiel ist, beflügelt Abe bald zu einer tatsächlichen Umsetzung.

Wie schon so manches Mal wagt Allen den Spagat zwischen abgründigem Thriller und leichtfüßiger Komödie. Doch wo sich Match Point damals zu leichtfüßigen Höhenflügen aufschwang, verplätschert Irrational Man leider eher als lahme Nullnummer à la Cassandra's Dream. Das liegt zum einen daran dass die Chemie zwischen Stone und Phoenix in ihrer vom Allen-typischen Altersunterschied beschwerten Beziehung nicht recht stimmt und diese sonst so sehenswerten Schauspieler auch nicht allzu viel zu tun haben. Aber es hat zum anderen auch mit Allens Drehbuch zu tun, das selten sonderlich lustig ist, nie den richtigen Tonfall zu finden scheint und philosophisch eher mit existentialistischen Plattheiten und Name-Dropping als mit echter Tiefe aufwartet.

Parker Posey beweist als Abes Kollegin und Gelegenheitsgeliebte alte, fast vergessene Klasse und beschert dem Film dringend nötige Momente glaubwürdiger Menschlichkeit. Zusammen mit den sonnendurchfluteten Bildern von Kameramann Darius Khondji sorgt sie dafür, dass Irrational Man nicht zu dem Debakel wird, als das sich vor einigen Jahren To Rome With Love herausstellte. Doch der zauberhafte Charme von Midnight in Paris oder die bezwingende Dramatik von Blue Jasmine bleiben unerreicht. Und so bleibt am Ende nichts zu tun, als die Sache abzuhaken und dem nächsten Woody Allen-Film entgegenzublicken, der in schöner Verlässlichkeit für kommenden Sommer in den Startlöchern steht. Dass Poesy dann wieder mit von der Partie sein wird, stimmt – womöglich wider besseren Wissens – auf jeden Fall optimistisch.

19.02.2024

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 5 Tagen

Sehr gutes facettenreiches Beziehungs-Drama , und eine interessante Fragestellung die der Film aufwirft : kann man seinem Faden Leben mit einem Racheakt, hier an einem Fremden, neuen Sinn
geben? Zunächst scheint es wirklich so, doch dann ....... . Super gespielt, von allen Darstellern, besonders von Joaquin Phoenix der hier eine Paraderolle gefunden hat. Meine Wertung : gleichwertig mit Cassandras Traum ; Match Point bleibt jedoch unerreicht. 4/5 PunkteMehr anzeigen


Janissli

vor 5 Jahren

Ziemlisch schräger Vogel, welcher hier Joachim Phoenix spielt. :-) Der Film ist spannend und irgendie elektrisierend.


AnjA

vor 7 Jahren

Interessante Figuren, gut gespielt, leider etwas langatmig...


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