Er ist wieder da Deutschland 2015 – 112min.

Filmkritik

Was, wenn er wirklich wieder da wäre?

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Mit seinem Roman "Er ist wieder da" landete der Journalist Timur Vermes einen Überraschungserfolg. Das Cover erregte Aufmerksamkeit, die Geschichte selbst wiederum ist extrem ungewöhnlich. Nun kommt die Verfilmung in die Kinos, die nicht nur die Geschichte adaptiert, sondern in ungestellten Sequenzen den "Führer" auf das Volk treffen lässt – mit einem durchaus erschreckenden Ergebnis.

Adolf Hitler erwacht im Berlin der Gegenwart. Wie er hierhin gekommen ist, weiß er nicht, aber die Möglichkeiten der Moderne weiß er zu nutzen, nachdem er von einem Filmemacher entdeckt wird, der ihn einem TV-Sender vorstellt. Hitler erhält seine eigene Sendung – alle halten ihn für einen Komiker, aber was er sagt, meint er ernst. Und dennoch wird er zum Medien-Phänomen. Der Führer erobert die Nation im Flug. Haben die Menschen aus der Vergangenheit gelernt oder sind wir alle dazu verdammt, die Historie zu wiederholen?

Wo der Roman aus der Ich-Perspektive erzählt ist, zieht Regisseur David Wnendt die Geschichte größer auf, sorgt aber auch für eine Zerfaserung. Diese geht nicht nur damit einher, dass die Erlebnisse von Hitler und seinem Begleiter, dem Regisseur Sawatzki (sympathisch: Fabian Busch), sehr episodisch gestaltet sind, sondern auch, dass zwischengeschaltet immer wieder "Stimmungen aus dem Volk" gezeigt werden.

Im Vorfeld der Produktion zogen der Regisseur, ein Kameramann und Oliver Masucci quer durch die Republik. Masucci war als Hitler verkleidet und traf auf den Straßen auf ganz normale Menschen. Die Reaktionen, die hier eingefangen wurden, sind dergestalt, dass das Lachen im Halse stecken bleibt. Denn hier wird ein Weltbild gezeigt, das man längst überwunden geglaubt hatte. Natürlich ist das, was Wnendt hier zeigt, tendenziell so, dass es der Aussage seines Films zupass kommt. Bei insgesamt mehr als 380 Stunden an Material solcher Begegnungen mit dem Führer muss es auch kritische Stimmen gegeben haben. Nur eine solche wird jedoch gezeigt, während ansonsten das Bild des hässlichen Deutschen kultiviert wird.

Das macht Er ist wieder da aber auch zu mehr als "nur" einer Satire wie sie vor kurzem noch von Dietrich Brüggemann mit seinem sehenswerten Heil geboten wurde. Vermes und Wnendt untersuchen, ob 1933 auch heute wieder möglich wäre, insbesondere in einer Welt, die multimedial vernetzt ist, die alles sehen, aber doch nichts erkennen kann, weil der eigene Tellerrand das Höchste der Gefühle ist.

Wnendts Film ist clever, er hat eine Botschaft, die er inmitten einer skurrilen Geschichte einbettet und die oberflächlich lustig ist. Aber darunter brodelt es.

19.02.2024

4

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Kommentare

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Deg89

vor 7 Jahren

Ein wiederauferstandener Hitler der als Metapher für eine ängstliche Gesellschaft dient, die den rechten Glauben wiedererlangt. Der Film schafft es die Sogwirkung der Menschen glaubhaft und gleichzeitig humorvoll darzustellen. Besonders Hitler's Medienauftitte regen zum nachdenken an. Manche stellen wirken jedoch etwas überzogen.Mehr anzeigen


ricci7

vor 8 Jahren

Ich habe das Buch gelesen und fand einzelne Details, die im Film leider fehlen.
Jedoch ist die Kernaussage die selbe geblieben und von den Darstellern gut rübergebracht worden.
Ich empfehle, das Buch auch noch zu lesen, sodass man die Details dazu noch bekommt.


Linda-neko

vor 8 Jahren

Definitiv Sehenswert, mit einem Ende, dass durchaus zum Nachdenken anregt.
@Livia: Ich weiß nicht, ob du den Film zuende gesehen hast, bzw dir überhaupt die Mühe gemacht hast, mehr als den Trailer anzusehen, denn Tatsache ist, dass es nicht nur darum geht, Witze darüber zumachen, denn
******ACHTUNG SPOILER******
Das Ende zeigt schlussendlich, dass trotz aller Aufgeklärtheit, eine Diktatur wie damals noch immer möglich wäre.Mehr anzeigen


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