Elvis & Nixon USA 2016 – 86min.

Filmkritik

Geheimagent des Rock 'n' Roll

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Manche Ereignisse sind so bizarr, dass sie das Vorstellungsvermögen überfordern. Wie etwa ein Treffen von Elvis Presley und Richard Nixon. Im vergnüglichen Drama Elvis & Nixon werden zahlreiche Aspekte des ungewöhnlichen Aufeinandertreffens aufgegriffen.

Am 21. Dezember 1970 empfängt US-Präsident Richard Nixon (Kevin Spacey), der mächtigste Mann der Welt, Elvis Presley (Michael Shannon), den populärsten Unterhaltungskünstler. Der Rock-'n'-Roll-Sänger hat ein ganz spezielles Anliegen: er möchte zum Geheimagenten mit besonderen Befugnissen ernannt werden. Zur Überraschung der Berater auf beiden Seiten verstehen sich der konservative Politiker und der exzentrische Musiker auf Anhieb bestens.

Auslöser für den eigenartigen Wunsch von Elvis Presley waren die gesellschaftlichen Umwälzungen, die gerade die Grundfesten des amerikanischen Staates erschüttern. Auf den Strassen demonstrieren junge Menschen gegen den Krieg in Vietnam, am Musikfestival in Woodstock dröhnt sich das Publikum mit Drogen zu und die Beatles bedrohen mit ihren kommunistischen Ansichten die Sicherheit der USA. Presley sieht das Land in die Anarchie abrutschen und bietet selbstlos seine Dienste an. Die Berater von Nixon sehen wiederum eine Möglichkeit, durch den Auftritt die miserablen Umfragewerte bei jungen Wählern zu verbessern.

Neben zahlreichen Fotos des Treffens lassen sich im National Security Archive auch diverse Originaldokumente abrufen, die belegen, wie nahe sich die Inszenierung in Elvis & Nixon an der Wirklichkeit orientiert. Sogar eine sarkastische Randnotiz auf einem Memorandum lässt sich dort wiederfinden. Das bizarre Treffen wird demnach so exakt geschildert, wie es die Quellen erlauben. Gleichzeitig dient es aber auch als Grundlage für ein Psychogramm zweier Persönlichkeiten, die unter dem Druck der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht immer die besten Entscheidungen treffen.

So redet Presley in Gesprächen mit seinem Jugendfreund Jerry Schilling (Alex Pettyfer) über die Differenz zwischen der Person, die er in der Öffentlichkeit darstellen muss und dem Mann hinter der Ikone, der sich nur wenigen alten Freunden anvertrauen kann. Ebenso missverstanden fühlt sich Richard Nixon. Dazwischen sorgen absurde Situationen für Heiterkeit, etwa wenn Presley unangemeldet am Eingang zum Weissen Haus einen Brief für den Präsidenten abliefert und sich die Sicherheitsmänner von seinem Charme überrumpeln lassen. So wechselt Elvis & Nixon leichtfüssig zwischen Spass und Ernsthaftigkeit hin und her und fasziniert durch die präzise Inszenierung der historischen Episode wie auch durch die intensive Darstellung der beiden Persönlichkeiten durch Michael Shannon und Kevin Spacey.

15.07.2016

4

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Kommentare

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robertg

vor 7 Jahren

Witzig! Man kann sich das Treffen genau so vorstellen, wenn es auch vermutlich nicht historisch ganz korrekt ist. Kevin Spacey brilliert als Nixon. Unterhaltsam und originell. Aber: Warum keinerlei Elvis-Musik? Das ist etwas absurd. Ein Lied hätte man ja mindestens einbauen können.


as1960

vor 7 Jahren

Manchmal könnte man den Eindruck erhalten, dass Hollywood die Ideen ausgehen. Aber zum Glück gibt es noch das wahre Leben, und dort entstehen manchmal die skurrilsten Geschichten wie z. B. der Film "Elvis und Nixon" beweist. Mit witzigen Dialogen, abstruser Situationskomik und den 2 überragenden Hauptdarstellern Kevin Spacey und Michael Shannon wird der Treff der beiden speziellen Charaktere leichtfüssig und höchst unterhaltsam erzählt. Wie präzise der Film bei der Wahrheit bleibt kann ich nicht abschätzen, aber es ist ein toller Spass für ein erwachsenes Publikum.Mehr anzeigen


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