The Riot Club Grossbritannien 2014 – 107min.

Filmkritik

Organisierter Exzess

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Nach An Education und One Day unternimmt die dänische Filmemacherin Lone Scherfig erneut einen Ausflug in die britische Gesellschaft. Grundlage ist dieses Mal kein Buch, sondern ein Theaterstück, das von einer elitären Studentenverbindung im ehrwürdigen Oxford erzählt und die obszöne Dekadenz der Oberschicht seziert.

Kurz nachdem Miles (Max Irons) seine Zelte in Oxford aufgeschlagen hat, lernt er die sympathische Lauren (Holliday Grainger) kennen, die aus einer Arbeiterfamilie stammt. Was mit einem schüchternen Flirt beginnt, entwickelt sich schnell zu einer festen Beziehung. Gleichzeitig setzt der distinguierte Hugo (Sam Reid) alles daran, Miles für den legendären Riot Club zu gewinnen, eine Gruppierung von Studenten aus reichem Hause, die einmal im Jahr ein ausschweifendes Abendessen abhält. Der Neuankömmling ist begeistert von der Idee und wird schließlich, gemeinsam mit dem noch etwas reservierten Alistair (Sam Claflin), in den geheimen Zirkel aufgenommen. Worauf er sich damit eingelassen hat, wird Miles erst bewusst, als das traditionelle Dinner in einem abgelegenen Pub vollkommen aus dem Ruder läuft.

Während sich das Bühnenstück fast ausschließlich auf den verhängnisvollen Abend konzentriert, nimmt sich der Film die Zeit, seine Figuren und ihre Beziehungen genauer zu beleuchten, wobei Miles zunächst als klassischer Sympathieträger fungiert. Im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern des Riot Clubs, die ihr Ansehen und ihren Reichtum genüsslich ausstellen, ist ihm elitäres Klassendenken fremd, weshalb er sich ohne weiteres in die bodenständige Lauren verliebt. Einmal aufgenommen in die seit Jahrhunderten existierende Vereinigung, entpuppt sich der Neu-Student allerdings als opportunistischer Mitläufer, der nur zu gerne am legendären Jahrestreffen teilnimmt.

Was im Mittelteil des Dramas folgt, ist nichts anderes als eine monströse Umdeutung des Carpe-Diem-Gedankens, den etwa Peter Weirs Internatsklassiker Dead Poets Society beschwört. Berauscht von ihrer privilegierten Stellung, geben sich die begüterten jungen Männer einem Sauf- und Fressgelage hin und ergehen sich noch dazu in Hasstiraden auf das einfache Volk.

Das alles ist freilich nicht allzu subtil, erzeugt aber doch einen eindringlichen Sog. Gleichzeitig schwingt immer wieder die Frage mit, ob man diesem Exzess überhaupt beiwohnen möchte? Denn bequem oder unterhaltsam ist das, was Scherfig und Vorlagenschöpferin Laura Wade dem Publikum zumuten, sicher nicht. Schon eher ernüchternd, wenn man bedenkt, dass die verwöhnten Protagonisten wahrscheinlich irgendwann an den Schaltstellen der Macht sitzen.

19.02.2024

4

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Kommentare

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Janissli

vor 5 Jahren

Was für ein nervenaufreibender Film. Die Überheblichkeit, Idiotie und das Gefühl dieser "Elite-Gruppe" etwas besseres zu sein ... das hat fast weh getan. Mal von diesem Punkt abgesehen, war der Film dennoch ziemlich unterhaltsam.


willhart

vor 9 Jahren

Da bleibt einem der Atem weg - das ist nicht nur in England so, beim 'Old Money' nein leider überall in der westlichen Welt. Vielleicht bin ich zu alt- aber was ist an sinnloser Zerstörung und Stolz Auf was nicht selbst erschaffen wurde, cooooooool?


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