Madame Mallory und der Duft von Curry Indien, USA 2014 – 124min.

Filmkritik

The Hundred-Foot Journey

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Wenn es irgendwo einen populären Bestseller zu verfilmen gibt, ist Lasse Hallström meist nicht weit. Mein Leben als Hund machte den schwedischen Regisseur in den Achtziger Jahren auch über die Grenzen seiner Heimat bekannt, es folgten eine Oscar-Nominierung sowie Die Kinder von Bullerbü und schließlich der Sprung in die USA. Fast alles, was er seither gedreht hat, basiert auf erfolgreichen Romanen, von John Irvings The Cider House Rules über Shipping News bis hin zu seinen Nicholas Sparks-Adaptionen. Dass nun auch The Hundred-Foot Journey literarische Wurzeln hat, überrascht also nicht.

Überraschungen sind ohnehin Hallströms Sache nicht. Seine Filme funktionieren in der Regel nach bekannten emotionalen Mustern, an ihrem Ende erwartet den Zuschauer stets das, was man im Kino gemeinhin als "Feel Good-Moment" bezeichnet. Warme Behaglichkeit also, selbst wenn zuvor das eine oder andere Tränchen vergossen wurde. Dass auch in seinem neuen Film der zentrale Konflikt nur von begrenzter Dauer ist, versteht sich also von selbst.

Bestehen tut der in The Hundred-Foot Journey darin, dass die aus Indien stammende Familie Kadam auf der Suche nach einem neuen Zuhause in Europa zufälligerweise in dem kleinen Örtchen Saint-Antonin-Noble-Val in Südfrankreich landet. Dort eröffnet Familienoberhaupt Papa (Om Puri) zusammen mit seinen erwachsenen Kindern in einem heruntergekommenen Bauernhaus ein indisches Restaurant. Das stößt bei manchem Anwohner auf Irritation und Ablehnung, allen voran Madame Mallory (Helen Mirren), die direkt gegenüber der Neulinge ein piekfeines Sterne-Restaurant betreibt. Ein Kleinkrieg beginnt, in dem der kochtechnisch hochbegabte Hassan (Manish Dayal) trotzdem noch die Zeit findet, sich nicht nur in Mallorys Sous-Chefin Marguerite (Charlotte Le Bon) zu vergucken, sondern auch in die Geheimnisse der französischen Küche abzutauchen.

Tandoori-Lamm trifft auf Bœuf bourguignon – das ist natürlich ein Clash der Kulturen par excellence. Und für Hallström nicht unbedingt Neuland: Mit Chocolat erzählte er vor 14 Jahren schon einmal aus der malerisch idyllischen französischen Provinz, wo eine Außenseiterin mit kulinarischen Mitteln die althergebrachte Ordnung gehörig durcheinander brachte. Schon damals war das als Plädoyer für Toleranz gedacht und eher märchenhaft als irgendwie realistisch, immer ganz nah am Kitsch.

Wer das damals mochte, der sollte auch an The Hundred-Foot Journey Gefallen finden. Hallström mag als Filmemacher weder besonders originell noch kunstvoll sein, doch wie er ein gut geöltes Erfolgsrezept am Laufen hält, weiß er genau. Dass dabei zwei attraktive Newcomer sowie mit Mirren und Puri zwei alte, durch nichts zu erschütternde Kinohasen vor seiner Kamera standen, ist ebenso erfreulich wie der Verzicht aufs klischeehafte Bollywood-Tänzchen begrüßenswert. Gänzlich ausgenutzt wird das Potential des Films allerdings nicht. Weder räumt der Regisseur seinen "älteren" Protagonisten den Raum ein, den sie verdienen. Noch ergötzt er sich genug an Großaufnahmen der zubereiteten Speisen, um wirklich als "food porn" durchzugehen.

18.02.2024

3

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Kommentare

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cathline2

vor 4 Jahren

Die unterschiedlichen Kulturen und Speisen... netter Film mit Denkanstoss zu Vorurteilen.


1234jopy

vor 9 Jahren

Enttäuschend, sonst sind die Filme mit Mirren sehenswert.


willhart

vor 9 Jahren

Solide Unterhaltung mit guten Denkanstössen zu Karriere, frischem Wind und unbekannten Kulturen. Feelgood


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