Hüter der Erinnerung - The Giver USA 2014 – 94min.

Filmkritik

Verbotene Liebe

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Teenager Jonas will ein Ende der Gleichschaltung und fordert Emotionen wie Liebe und Glück zurück. The Giver ist kraftvolles, visuell überzeugendes Science-Fiction-Kino, das fast ganz ohne Lovestory-Elemente und Kitsch auskommt

Jonas (Brenton Thwaites) lebt in einer Zukunft, in der es allen Menschen gut geht, Leid existiert nicht. Andererseits gibt es auch keine Gefühle und Leidenschaft. Eines Tages wird er im Rahmen einer Zeremonie zum "Hüter der Erinnerung" ernannt. Dieser "Hüter" bewahrt das Wissen der Welt und die Erinnerungen an eine Zeit vor der Gleichheit auf. Sein Vorgänger (Jeff Bridges) weist Jonas in seine neue Rolle ein. Bald erfährt er von der alten Welt, in der es Emotionen wie Liebe und Glück gab. Getrieben von dem Gedanken, die Unterdrückung der Gefühle zu beenden, riskiert er alles.

Das Science-Fiction-Drama "Hüter der Erinnerung" beruht auf dem gleichnamigen Fantasy-Roman von Lois Lowry, der sich seit 1993 knapp zehn Millionen Mal verkauft hat. In den USA ist der Stoff derart populär, dass er dort als Lektüre für Schüler in der Mittelstufe empfohlen wird. Regisseur Phillip Noyce gelingt mit seinem neuesten Film Außerordentliches: Er kreiert einen melancholischen, visuell starken Science-Fiction-Film mit nachhaltiger Botschaft, der auf die üblichen Kitsch-Elemente vieler ähnlicher Science-Fiction- und Fantasy-Stoffe (Tribute von Panem, Divergent) verzichtet.

Natürlich ist die Idee einer düsteren Zukunftsvision nichts Neues und gerade in den vergangenen Jahren wurde dieser Ansatz vermehrt filmisch umgesetzt (Oblivion, Elysium). Was The Giver aber besonders macht, wird etwa nach der Hälfte des Films vor allem auf visueller Ebene deutlich. Regisseur Noyce drückt den Zustand der Welt sowie die Stimmung der Figuren in Form der Farbgebung aus, was sich als ein großer Glücksgriff erweist, der den Zuschauer intensiv beim Fortgang der Geschichte mitfiebern lässt.

Gut die erste Hälfte des Films ist in schwarz-weiß gehalten, was für die Gleichheit der farblosen Gesellschaft steht. Allmählich aber beginnen Farben zu erstrahlen, und die Welt wird bunter. An dieser Stelle beginnt Jonas langsam, die Welt so zu sehen wie sie ist, nämlich vielfältig und facettenreich. Dies ist dann auch die (zwar einfache aber doch ehrbare) Kernaussage des Films. Gut ist zudem, dass er fast kitschfrei geraten ist und ohne großes Pathos auskommt, weder in Sachen Dialoge noch inhaltlich. Ebenso verzichtet Noyce auf störende Love-Story-Einsprengsel, sondern konzentriert sich ganz auf seine Geschichte und die charismatischen Figuren. Diese werden von überzeugenden Darstellern verkörpert, die ihre Rollen mit dem ausfüllen, was zu Beginn in der Gesellschaft zu kurz kommt: Leidenschaft und Hingabe.

12.04.2024

4

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Kommentare

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jhfLy2ExtrBeVAX

vor 9 Jahren

Einfach Designte Welt, die aber von den Szenen her das beste aus dem Leben zeigt, wie z. B. das eine der ersten aufnahmen mit dem iPhone 5s wo ein Baby zu ersten mal das Regen sieht. Das wunderschönste aus der Welt, nicht nur auch die Elefanten oder die Antarktis... Normalerweise gäbe es 4 Sterne weil es besser sein können hätte (der Schluss war ein Katz und Maus spiel), aber einen Stern mehr weil es wirklich gute Szenen sind der das LEBEN IM WAHREN SINNE zeigt!Mehr anzeigen


placard

vor 9 Jahren

Es soll ein Zukunftsfilm sein, aber die Kostüme, die Frisuren, sogar die Fahrräder sehen aus wie aus den Nullerjahren. Die besten Momente in The Giver - Hüter der Erinnerung sind ebenfalls Filmen der Vergangenheit entnommen worden. Auch das Gesamtkonzept ist fragwürdig (ich meine schwarz-weiss weil sie keine Erinnerung haben und alle gleich sind?). Auch das komplette Set Design kann nicht überzeugen: Die Häuser und Interiors wirken wie direkt aus einer langweiligen Architekturzeitschrift kopiert. Quasi sämtiche Dialoge sind cliché- und scherenschnittartig ausgefallen («They've been watching you since you are a new child... ») Schauspielerisch ist zu bemerken, dass die Darsteller wenigstens den Text ordentlich gelernt hatten und dass sie teilweise noch gut aussehen. Sonst war da leider nicht viel und sogar Meryl Streep nervt in diesem Streifen (muss man als Regisseur erstmal schaffen). Und dann à la Hollywood natürlich noch die Liebesgeschichte, pfannenfertig jedoch fast halt kalt serviert. Aber ja, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Mir jedenfalls hat The Giver absolut nichts geben können. Ausser die Gewissheit, dass meine Leben um satte 97 Minuten verkürzt wurde und dass ich diese Erinnerung ganz bestimmt nicht hüten werde. Ein Stern.Mehr anzeigen


ElizeH

vor 9 Jahren

Basé sur un très bon roman, malheureusement le film ne lui arrive pas à la cheville.


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