Interview

Jamie Foxx: «Komplett in einer Figur verschwinden»

Stefan Gubser
Interview: Stefan Gubser

Im Film spielen sie die «Bad Guys», am runden Tisch im «Four Seasons» zu Paris sind sie bei bester Laune: Jamie Foxx und Dane DeHaan über Superhelden-Pyjamas, Drogen-Trips und James Dean.

Jamie Foxx: «Komplett in einer Figur verschwinden»

Ich fürchte, wir müssen zuerst über Ihre Frisur sprechen, Jamie.

Jamie Foxx: Ich wollte das erste Dienstmädchen der Filmgeschichte mit dürftig zugekämmter Halbglatze sein. (lacht) Ich bin seit über 20 Jahren in diesem Geschäft – durchaus angenehm, wenn man für einmal komplett in einer Figur verschwinden kann. Die Leute müssen sich sonst schon dauernd mein Gesicht ansehen.

Millionärssohn Harry Osborn, der zum Green Goblin wird, und der Elektrotechniker Max Dillon, der sich in Electro verwandelt: In The Amazing Spider-Man 2 spielen Sie zwei Figuren, die sehr weit auseinanderhängen. Wie hält man die beiden im Innersten zusammen?

Dane DeHaan: Von A nach Z zu gehen, und es muss immer noch Sinn machen: Was steckt in Harry, wird aber erst sichtbar, wenn er sich in den Green Goblin verwandelt? Das sind grosse Bögen, die wir da zu schlagen hatten. Aber ich will mich verbessern. Also suche ich mir die schwierigsten Rollen aus.

Foxx: Ich habe mir vor dem Dreh Filme wie Amadeus angeschaut. Erinnern Sie sich an Salieri? «Er hat ihn ausgewählt und nicht mich. Diesen kleinen Affen! Was für ein schlechte Wahl, Gott hätte sich für mich entscheiden sollen.» Das entspricht haargenau der Gefühlslage unserer Figuren: «Warum Spider-Man – warum nicht wir?» Weil wir keine Superhelden sein können, wollen wir ihn fertig machen.

Schön zu hören übrigens, dass Ihnen Ihr Electro die Stimme nicht komplett ruiniert hat.

Foxx: Ich habe viel Clint Eastwood geschaut und einiges bei Alec Baldwin abgekupfert – der flüstert seine Figuren ja nur so. Dazu eine Note Christian Bale in Batman! Das Ganze wurde dann elektronisch aufbereitet.

Ein Blick zurück: Wer waren die Superhelden Ihrer Kindheit?

DeHaan: Ich besass alle diese Superhelden-Schlafanzüge, das war der Anfang meiner Schauspielerei. Ich weiss noch gut, wie ich mein Pyjama schlüpfte und die Unterhose drüberzog – so wie Superman! Mein Favorit war aber immer Spider-Man.

Foxx: Er war der erste Superheld im Kino, der nicht animiert war. Und Peter Parker ist auf der High-School – deshalb fahren die Kids so auf ihn ab.

Dane, Sie standen gerade für Anton Corbijn als James Dean vor der Kamera – auch ein Superheld des Kinos. Den Über-Schauspieler spielen: Kriegt man es da nicht mit der Angst zu tun?

DeHaan: Ich hatte seit dem College ein Poster von James Dean über dem Bett hängen. Es war wohl die grösste Herausforderung meines Lebens, diese fast mythische Figur von der Wand zu nehmen und in einen Menschen aus Fleisch und Blut zu verwandeln.

Foxx: Wie Dane seine Linien abliefert, auf dem Set, wie präzise er arbeitet! Damit das mal gesagt ist: Dane hat eine grosse Karriere vor sich. Er ist einer der Schauspieler, die ich sofort für andere Rollen gecastet habe. Für mich immer der Beweis, dass einer das gewisse Etwas hat. Ich will dich was fragen, Dane: Sagen die Leute um dich herum manchmal, du seist immer noch Dean?

DeHaan: (lacht) Meine Frau manchmal: Ich weiss, du bist jetzt gerade James Dean. Könntest du bitte damit aufhören?

Die grosse Glaubensfrage: Wie sehr muss einer Dean werden, um Dean spielen zu können?

DeHaan: Man geht nicht herum und sagt: Ich bin nicht Dane, ich bin Dean. Aber ich versuche, mich in diese Welt hineinzubegeben, das muss für mich real werden. Unbewusst werde ich mich also von Rolle zu Rolle verändern, ich bleibe aber ich.

Foxx: Ich hatte schon als Kind Angst davor, den Verstand zu verlieren. In der kleinen Stadt, in der ich gross geworden bin, gab es ein Irrenhaus, mit dem mir meine Grossmutter immer drohte, wenn ich etwas ausgefressen hatte. Eines Tages fuhr sie mich tatsächlich dahin und führte mich in die Abteilung, in der die Teenager mit Drogenproblemen sassen.

Später im College haben wir alle mit Drogen experimentiert, wir haben gekifft und so – Musiker halt. Eines Tages schlucke ich irgendetwas. Oh nein, denke ich, jetzt passiert es, ich werde wahnsinnig! Meine Kollegen haben mich nach San Diego zum Arzt gefahren. Und der hat mir die Leviten gelesen, genau wie Jahre zuvor meine Grossmutter. Ich war auf der Stelle sauber.

Was hatten Sie geschluckt?

Foxx: Ich glaube PCP. Als wir jung waren, fragten wir nicht nach. Aber was ich vorher sagen wollte: Auch wenn wir das Gegenteil behaupten – wir verwandeln uns in die Figuren, die wir spielen. Deshalb sollten auch alle Schauspieler Buch führen. Da muss drinstehen, was du fühltest, als du James Dean spieltest, Dane. Frag deine Familie, was du für seltsame Dinge gemacht hast in der Zeit, wie du dich verhalten hast.

Sie haben sich aber nicht unter Drogeneinfluss für die Schauspielerei entschieden?

Foxx: Ich wollte Musiker werden, nicht Schauspieler. Aber ich wurde Stand-up-Comedian in einer Sketch-Comedy-Show. Jede Woche jemand anders spielen müssen: Das hilft, wenn man sich eine Figur wie Electro verwandeln muss.

22. April 2014

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