Bauernopfer - Spiel der Könige USA 2014 – 116min.

Filmkritik

Brillantes Bauernopfer

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Krieg auf dem Schachbrett. Die Russen scheinen unschlagbar, bis der US-Wunderknabe Bobby Fischer auftauchte und 1972 dem Weltmeister Boris Spasski in Reykjavik Paroli beziehungsweise Schach bot. Ein spannendes Psychodrama über eine begnadete, aber paranoide Persönlichkeit.

Er war ein Phänomen, menschlich freilich von fragwürdiger Persönlichkeit. 1943 in Chicago geboren und in Brooklyn von seiner alleinerziehenden Mutter Regina Fischer grossgezogen. Sie, eine geborene Wender, war eine Zürcherin und mit dem deutschen Biophysiker Hans-Gerhardt Fischer liiert, von dem sie sich 1945 scheiden liess.

Als Sechsjähriger lernte Bobby Fischer Schach und nahm 1955 an der US-Jugendmeisterschaft teil. Am 8. Januar 1958 wurde er US-Champion und gewann die US-Meisterschaft bis 1966 achtmal. Man wurde international auf ihn aufmerksam. Für einen Skandal sorgte Fischer 1962, als er bei einem Kandidatenturnier in Curaçao die russischen Spieler beschuldigte, untereinander Remis abgesprochen zu haben. Fischer wurde zwar «nur» Vierter, erreichte aber beim Verband FIDE eine Modusänderung: Bei Kandidatenturnieren wurden fortan Zweikämpfe statt Rundenturniere durchgeführt.

Sein grosses Ziel erreicht der unbequeme Fischer, aber erst 1972. Es ging um die Schach-WM-Meisterschaftskrone. Nach anfänglicher Schwäche zickte er, drohte mit Abbruch und kehrte erst ans Schachbrett zurück, als der Schauplatz in eine ruhige Sporthalle verlegt und Zuschauer verbannt wurden. Der Rest ist Schachgeschichte.

Der Amerikaner Edward Zwick (The Last Samurai) konzentriert sich auf die entscheidenden Phasen vom jungen Aufsteiger zum Star-Herausforderer. Er zeigt das Schachgenie, das oft kindisch, arrogant und störrisch agierte, verstärkt aber paranoid reagiere. Fischer fühlt sich verfolgt, abgehört (nicht nur von den Russen) und vereinsamt. Misstrauisch auch gegenüber Vertrauten wie seinem Manager Paul Marshall (Michael Stuhlbarg) und Berater Father Bill Lombardy (Peter Sarsgaard). Fischers Wahn mündete in antiamerikanischen und antijüdischen Tiraden. Er starb 2008 in Reykjavik.

Das Phänomen Fischer verkörpert Tobey Maguire intensiv und eindrücklich. Den Gegenpart Spasski spielt Liev Schreiber – stoisch, cool, dem wahren Spasski äusserlich sehr ähnlich. Edward Zwick gelingt es in seinem zweistündigen Psychodrama phänomenal, die Zeit der Siebzigerjahre zu erwecken, das Klima der gereizten Grossmächte zu skizzieren und die Faszination des Schachspiels ins Bild zu setzen, nicht zuletzt auch das Medienspektakel zu rekonstruieren, das Robert James «Bobby» Fischer entfacht hatte.

19.02.2024

5

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Kommentare

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julianne

vor 8 Jahren

Super tolle Story super Schauspieler Handlung und super Soundtrack!!!!! Alles was ein superfilm braucht Bravo!!!!!!


taxidancer

vor 8 Jahren

Naja... hat mich nicht so gepackt.


as1960

vor 8 Jahren

Schach ist das Spiel der Könige, und auch "Pawn Sacrifice" weiss auf hohem Niveau zu gefallen. Während des kalten Krieges löst ein Schachduell zwischen dem russischen Weltmeister und dem amerikanischen Herausforderer Bobby Fischer (eindrucksvoll dargestellt von Tobey Maguire) einen Medienhype aus, und es geht schnell mehr als "nur" um Schach. Im Mittelpunkt des auf wahren Gegebenheiten beruhenden Filmes steht aber der geniale, aber auch unter Paranoia leidende Bobby Fischer. So ist das Duell auch für den dem Brettspiel nicht zugewandten Zuschauer spannend, und der Leidensweg von Fischer fasziniert.Mehr anzeigen


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