Big Game Finnland, Deutschland, Grossbritannien 2014 – 110min.

Filmkritik

Vom Weissen Haus ins finnische Unterholz

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Oskari (Onni Tommila) ist 13 und Sohn eines finnischen Jägers. Der schickt den Buben, dem keiner was zutraut, in die Wildnis. Dort soll er innert 24 Stunden mit Pfeil und Bogen ein Grosswild erlegen und so beweisen, dass er ein Mann ist. Doch es kommt anders: Oskari entdeckt im Wald eine Panzerkapsel. Im Innern sitzt aber kein Alien sondern der Präsident der USA, William Alan Moore (Samuel L. Jackson), der ein Attentat auf seinen Dienstjet "Air Force One" überlebt hat. Das ist der Beginn eines mittelprächtigen Abenteuerspektakels von Jalmari Helander.

Moore, eben noch auf dem Weg zu einem Gipfeltreffen in Helsinki, steht nun im Massanzug im Unterholz. Er sieht schnell ein, dass ihm in der wildfremden Umgebung das Etikett "mächtigster Mann der Welt" nichts mehr nützt. Und er ahnt, dass ihn seine Feinde – wie sich zeigt ein abtrünniger Chef-Bodyguard und ein stinkreicher Psychopath – orten und finden werden. Die eigenen, verlässlichen Spezialisten der US-Navy-Seals sind noch weit weg. So tut der Magistrat gut daran, sein Ego zurückzustellen und darauf zu vertrauen, dass ihn Oskari beschützen und mit allerlei Pfadfindertricks vor dem Bösen retten wird.

In Big Game geht es nun knallbonbonartig zur Sache, in der Luft, am Boden und im "Air Force One"-Wrack, das in einem See liegt. Leider ist die Actionfilm-Sosse nur partiell originell und etwas langatmig. Immerhin hat ein Nebenstrang der Handlung Politthriller-Qualität: Im Pentagon in Washington verfolgt und analysiert ein Krisenstab über Satellit das Drama. Bald wird klar, dass die Drahtzieher des Anschlags nicht wie vermutet in der internationalen Terrorszene zu suchen sind, sondern im machtgeilen Umfeld der US-Administration selber.

Helanders Actionfilm hat eine aufwändige Anmutung, wurde aber mit einem vergleichsweise kleinen Budget von unter 10 Millionen Dollar realisiert. Dennoch ist Big Game die bisher teuerste finnische Produktion überhaupt. Da fragt man sich, was einen Star wie Samuel L. Jackson an diesem Projekt gereizt haben mag. Nun, der Mime wird seit Ende der 1960er-Jahre als engagierter, farbiger US-Bürgerrechtler mit Zivilcourage geachtet. Vielleicht hat ihm hier die Idee gefallen, quasi aus der Deckung des exotisch wirkenden Finnen-Knorrigen heraus die erzkonservative Weltpolizisten-Mentalität in seiner Heimat zu verhohnepiepeln.

Big Game ist nun wirklich nicht Kino vom Besten. Aber sobald das Drehbuch auf Haudrauf-Blödsinn verzichtet und Platz schafft für den pfiffigen Oskari und den geläuterten Machtmenschen aus dem Weissen Haus kommt es gut. Dann entwickelt der Film nämlich augenzwinkernd subversiven Charme.

16.04.2024

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Beim Film kommt Abenteuer Feeling auf und bei dieser Landschafts~Aufnahmen sowieso.Samuel L. Jackson ist wie immer cool und witzig,die Story ist kurzweilig aber auch etwas belanglos.Dafür gibts von Mir 3.1/2 Sterne von 5.


dulik

vor 5 Jahren

Ein Actionfilm, der zwar tatsächlich jede Menge Action bietet, in vielerlei Hinsicht aber total übertrieben und daher auch ein bisschen unglaubwürdig daherkommt. Samuel L. Jackson passt irgendwie überhaupt nicht in die Rolle des amerikanischen Präsidenten. Des Weiteren ist das als Actionheld aufblühende Staatsoberhaupt nicht gerade sonderlich authentisch. Trotzdem unterhaltsames Popcornkino, bei dem man den Kopf ausschalten kann oder eigentlich sogar muss.
5.5/10Mehr anzeigen


Schlosstaube

vor 7 Jahren

Ein kurzweiliger und extrem unterhaltsamer Film, der einfach Spaß macht!


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