Beltracchi - Die Kunst der Fälschung Deutschland 2014 – 103min.

Filmkritik

Der Fauxpas des Meisterfälschers

Filmkritik: Eduard Ulrich

Als Wolfgang Beltracchi im August 2010 verhaftet wird, hat er mehrere hundert Bilder im Stile alter Meister verkauft und dabei mutmaßlich einen zweistelligen Millioneneurogewinn kumuliert. Arne Birkenstock konnte Beltracchi nach seiner Verurteilung und auch während des offenen Strafvollzugs befragen und einige alte Wirkungsstätten besuchen. Die ungeheure Dimension des Falls versucht Birkenstock durch Kommentare von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen des Kunstmarkts abzustecken. Unterhaltsam ist seine Dokumentation vor allem wegen des begnadeten Selbstdarstellers Beltracchi.

Wer Johannes Flütschs Geschichten vom Fälscher gesehen hat, wird sich unwillkürlich an Hansjörg Mühlematter erinnert fühlen, den brillanten Banknotenfälscher. Wie jener ist der Deutsche Wolfgang Beltracchi - eigentlich "Fischer" - ein begnadeter Selbstdarsteller und ein wahrer Meister seines Fachs. Und nach den mehr als 90 Minuten, die Arne Birkenstocks Dokumentation benötigt, bedauert wohl manch einer, dass der Bilderfälscher nicht mehr erzählen durfte oder das Werk nicht auf die knappe Stunde eingekocht wurde, auf die Flütsch sich beschränkt hatte.

Denn die Auftritte der wenigen Gegenspieler, die zwar meist einzeln, aber fast immer im Wechsel mit Beltracchi zu Wort kommen, wirken blass und ihre Kommentare sind - summa summarum - wenig erhellend. Einzig die offenherzigen Bekenntnisse der französischen Galeristin Sofia Komarova vermitteln einen Hauch der Faszination um die scheinbaren Fundstücke alter Meister. Der Kunstkritiker Niklas Maak bringt illusionslos den Marktmechanismus auf den Punkt, der es Beltracchi ermöglichte, solang soviele Bilder loszuschlagen. Der Kunsthistoriker Henry Keazor wird allerdings unter Wert geschlagen: Er spricht zwar akzentfrei Deutsch, berücksichtigt dabei aber manchmal die Grammatik nicht und kann fachlich generell nicht Farbe bekennen.

Die juristische Situation wird nur oberflächlich dargestellt, wie insgesamt zuviele Fragen offen bleiben. Um im Bild zu bleiben, könnte man sagen, dass es dem Film an der Grundierung mangelt. Das ist schade, denn das Sujet ist interessant, auch hat Birkenstock genug biografisches Filmmaterial integriert, und die Dimensionen des Falls sind riesig. Sehr schön sind die Szenen, in denen Beltracchi zeigt, wie ein altes Bild entsteht und entsprechend gerahmt werden muss. Neben Wolfgang Beltracchi werden auch kurz seine Frau und die beiden erwachsenen Kinder vorgestellt. Alle drei blicken auf die Vergangenheit, allerdings unter gänzlich verschiedenen Voraussetzungen. Dies sorgt für Heiterkeit, hat aber nur anekdotisches Gewicht.

18.02.2024

3

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Kommentare

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schnäggle

vor 8 Jahren

Guter Film! Wahre Geschichten sind die besten.


sargabarack

vor 9 Jahren

War unterhaltsam. Im klimatisierten Arthouse Movie im Niederdorf sehr angenehm!


Yanabe

vor 9 Jahren

Es wird einem ein humorvoller Einblick gewährt.


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