Interview

Aaron Paul: «Hätte ewig weitermachen können»

Stefan Gubser
Interview: Stefan Gubser

Spielt in der Nick Hornby-Verfilmung «A Long Way Down» einen verhinderten Selbstmörder: «Breaking Bad»-Star Aaron Paul über Hoffnung, Fans vor der Haustüre und Crystal Meth.

Aaron Paul: «Hätte ewig weitermachen können»

In A Long Way Down behaupten Sie, an einer tödlichen Krankheit zu leiden, nachdem Sie auf dem Dach eines Hochhauses drei andere Lebensmüde kennen gelernt haben. Sind Sie ein guter Lügner?

Ist lügen nicht mein Job? Ich hoffe, ich bin als Schauspieler glaubwürdig. (lacht)

Haben Sie jemals an Selbstmord gedacht?

Nie. Ich war aber schon immer ein grosser Nick Hornby-Fan, weil er Figuren erfindet, zu denen man sofort eine Beziehung aufbauen kann. Vier Beinahe-Selbstmörder aus ganz unterschiedlichen Welten, die sich wechselseitig das Leben retten? Ist doch super. Traurig ist halt, dass sie bereit sind, alles aufzugeben. Aber sie finden sich. Und das gibt ihnen wieder Hoffnung.

Was hilft Ihnen, wenn es mal nicht so läuft?

Ich hatte so viele Hochs und Tiefs in meiner Karriere. Aber ich hatte nie vor, alles hinzuschmeissen. Wenn ich kein Licht am Ende des Tunnels sehe, sind meine Freunde für mich da.

Dunkel war es gestern. Nach Breaking Bad sind Sie gerade so etwas wie Hollywoods nächste Lichtgestalt?

Breaking Bad war fantastisch für alle, die damit zu tun hatten. Und ja: Es könnte nicht besser laufen.

Auch mit den Frauen?

(lacht) Ich bin glücklich verheiratet seit einem guten Jahr.

Ich werde also nicht fragen: Wann sind Sie das letzte Mal aufgewacht, und sie war eine Journalistin? Ihre kleine Lachnummer in A Long Way Down?

(lacht)

Bei allem, was gut war an Breaking Bad: War es trotzdem gut, dass die Serie irgendwann zu Ende ging?

Ich hätte ewig weitermachen können. Aber es war definitiv Zeit, etwas anderes zu machen.

Mal ein bisschen Crystal Meth versucht, um zu wissen, wovon Sie sprechen?

Nein. Aber ich habe gesehen, wie die Droge Leute aus meinem Umfeld kaputt macht. Crystal Meth ist eine furchtbare Droge, die mich nie in Versuchung brachte.

Pierce Brosnan ist für den Rest seines Schauspielerlebens ein gewesener Bond, James Bond. Haben Sie Angst davor, dass Sie für immer Jesse Pinkman aus Breaking Bad sein werden?

Genau deswegen mache ich jetzt völlig andere Dinge. Wenn Sie mich demnächst mit Rauschebart und langem Haar in Exodus sehen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass dann viele an Jesse Pinkman denken. Wenn das so wäre, hätte ich etwas sehr falsch gemacht.

Wo Sie Exodus erwähnen: Muss man sich Christian Bale als netten Menschen vorstellen?

Ich hatte meine Vorurteile. Ich war mir sicher, der ist sicher irre «method» drauf – die ganze Zeit voll auf seinem Moses-Trip. Aber er hat dann nur so herumgewitzelt. Ich liebe ihn.

Macht man auch einen Film wie Need for Speed, um nach Breaking Bad nicht aus der Bahn geworfen zu werden?

Gleich in eine andere Rolle schlüpfen zu müssen war gut, da blieb keine Zeit zu trauern. Need for Speed kam buchstäblich aus dem Nichts. Ich hatte erst natürlich meine Bedenken: Noch eine Gameverfilmung – braucht's das? (lacht) Aber als Regisseur Scott Waugh mir sagte, er wolle das Ganze etwas auf eher altmodisch im Stile von Vanishing Point, Bullitt oder Blues Brothers machen, war's um mich geschehen.

Auf welche Berufskollegen fahren Sie ab?

Bryan Cranston ist zu einem meiner besten Freunde geworden. Ohne ihn wäre ich nicht der Schauspieler, der ich heute bin. Mir fällt keiner ein, den ich mehr bewundere.

Was hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben? Er wusste ja schon, wie man eine Serie überlebt.

Er sagte: Schau nach vorn. Sei wählerisch, was die Rollen angeht, die du dir aussuchst. Nach Breaking Bad konnte ich mir ja auch leisten, nein zu sagen. (lacht)

Haben Sie Hobbies?

Die letzten beiden Jahre habe ich echt nur gearbeitet. Aber wenn meine Frau und ich Zeit haben, reisen wir gerne. Fahren Snowboard. Gott, sie ist so viel besser als ich! Ich bin ja schon gut, aber sie kann all diese Tricks! (lacht)

Wie mühsam ist es, auf der Strasse erkannt zu werden?

Ich nehm's gelassen. Ohne Fans gäbe es dieses Business nicht.

Das Verrückteste, das ein Fan für Sie gemacht hat?

Wir haben so viele Hochzeitsgeschenke gekriegt von Fans. Die müssen Läden angerufen haben, in denen wir einkaufen, haben da Sachen für uns ausgesucht und sie uns geschickt. Wie nett ist das denn!

Ist es nicht eher beängstigend?

Beängstigend ist, wenn jemand vor deiner Haustüre auf dich wartet.

31. März 2014

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