The Wolf of Wall Street USA 2013 – 165min.

Filmkritik

Unersättlich

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Martin Scorsese inszeniert Leonardo DiCaprio als rücksichtslosen Finanzjongleur, der ab Ende der 1980er Jahre die Wall Street aufmischt. Eine bitterböse Satire, die auf wahren Begebenheiten beruht und dem entfesselten Kapitalismus ein verführerisches, aber ebenso abstoßendes Gesicht gibt.

Wie viele Menschen träumt Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) davon, so schnell wie möglich reich zu werden. Aus diesem Grund zieht es ihn bereits mit Anfang 20 an die Wall Street. Nach den ersten Enttäuschungen gründet der unerfahrene Börsenmakler zusammen mit seinem Nachbarn Donnie (Jonah Hill) eine eigene Firma, der unerwartet schnell der große Aufstieg gelingt. Die Millionen sprudeln, die Mitarbeiter vergöttern Jordan, und der neureiche Finanzhai genießt sein Luxusleben samt hübscher Ehefrau (Margot Robbie) in vollen Zügen. Da die Geschäfte allerdings nicht immer legal ablaufen, interessiert sich irgendwann das FBI für sein Imperium.

Basierend auf den gleichnamigen Memoiren des realen Jordan Belfort, entwirft Scorsese ein schwelgerisches, flott inszeniertes Biopic voller Exzesse und sarkastischer Seitenhiebe, das ganz auf seine schillernde und zugleich verachtenswerte Hauptfigur zugeschnitten ist. Um den täglichen Börsenwahnsinn verkraften zu können, kokst und hurt sich Jordan ununterbrochen durch das Geschehen, treibt seine Mitarbeiter durch infernalische Reden an und stößt all die Menschen vor den Kopf, die wirklich etwas für ihn empfinden. Mit diabolischem Vergnügen kommentiert der Antiheld die Geschichte, durchbricht mehrfach die vierte Wand und macht den Zuschauer so zum Komplizen seiner Winkelzüge.

Subtilitäten haben dabei meistens keinen Platz. Ganz im Gegenteil: Ausufernde Orgien, reichlich nackte Haut und eine derbe Sprache kennzeichnen den obszönen Mikrokosmos der Börsianer, der sich recht unverhohlen als Pervertierung des amerikanischen Traums von Erfolg und Selbstbestimmung entpuppt. Mögen die Ausschweifungen mitunter auch etwas Überhand nehmen, liefern sie doch eine Reihe erinnerungswürdiger Szenen, die „The Wolf of Wall Street“ wohl zum witzigsten Film in Scorseses langer Karriere machen. Großen Anteil daran haben neben dem entfesselt aufspielenden DiCaprio auch Nebendarsteller wie Jonah Hill, Matthew McConaughey oder Rob Reiner, der als Jordans cholerischer, aber geerdeter Vater zu sehen ist.

Kleine Abzüge gibt es für die etwas unausgewogene Gestaltung des fast dreistündigen Spektakels: Während der Aufstieg des Protagonisten und sein exzessiver Lebensstil ausreichend Raum erhalten, wirkt das letzte Drittel, das den unvermeidlichen Fall Belforts bebildert, ein wenig verknappt.

15.12.2015

4

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Kommentare

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oscon

vor 7 Jahren

Die dekadente Geschichte eines Börsenmaklers in der Hochzeit des Investment Bankings, hervorragend gespielt von einem Leonardo Di Caprio. Das Biopic des Jordan Belfort zeigt auf erschreckende Weise wie unethisch und manipulativ die Finanzindustrie in den 80ern vorging!
Erschreckend!


1234jopy

vor 9 Jahren

Erschreckend, wahrscheinlich nah bei der Wahrheit. De Caprio spielt so gut, man möchte ihn dauernd ohrfeigen.


Xbal

vor 9 Jahren

Nichts wirklich Neues, es geht um traurige und gierige Menschen, die am Ende den Kürzeren ziehen.


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