Die unerschütterliche Liebe der Suzanne Frankreich 2013 – 94min.

Filmkritik

Vom Leben überfordert

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In ihrem zweiten Spielfilm nach Un poisan violent wirft Katell Quillévéré einen schlaglichtartigen Blick auf das Leben einer jungen Frau, die ihre Familie mit ihrem kopflosen Handeln wiederholt auf eine harte Probe stellt.

Schon früh haben Suzanne (Sara Forestier) und Maria (Adèle Haenel) ihre Mutter verloren. Ihr Vater Nicolas (François Damiens) gibt sich alle Mühe, für seine Töchter da zu sein, ist als Fernfahrer allerdings oft tagelang unterwegs. Während Maria im Jugendalter lernt, auf eigenen Füßen zu stehen, weiß ihre ältere Schwester nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Als sie mit 17 ungeplant schwanger wird, scheint sich auf einmal vieles zum Besseren zu wenden. Ihr Sohn Charlie gibt Suzanne neuen Halt, und auch beruflich kann sie erstmals Fuß fassen. Einige Zeit später verliebt sie sich jedoch rettungslos in den Kleinkriminellen Julien (Paul Hamy). Und es dauert nicht lange, bis die beiden gemeinsam durchbrennen.

Mit Suzanne - 2013 Eröffnungsfilm der Cannes-Nebensektion "Semaine de la Critique" - wagte sich die junge Regisseurin Katell Quillévéré an ein bemerkenswert-eigenwilliges Unterfangen. Nicht weniger als 25 Jahre umfasst der Erzählbogen ihres Familiendramas, das zwangsläufig mit Auslassungen und deutlichen Zeitsprüngen arbeiten muss. Immer wieder kommt es, eingeleitet durch eine Schwarzblende, zu abrupten Brüchen, auf die ein neuer Abschnitt aus dem Leben der Protagonistin und ihrer Angehörigen folgt.

Stets handeln diese Episoden von einschneidenden Ereignissen, wobei die auslösenden Momente zumeist im Off-Bereich liegen. Wir wissen etwa nicht, wer Charlies Vater ist, und erfahren bloß auf Dialogebene, warum Suzanne kurz nach ihrer Flucht plötzlich im Gefängnis landet. Eine recht unkonventionelle Erzählweise, die an die Fantasie des Zuschauers appelliert und zugleich den unbeständigen Charakter der Hauptfigur zum Ausdruck bringt. Offensichtlich leidet die junge Frau an einer inneren Zerrissenheit, die regelmäßig zu zweifelhaften Entscheidungen führt. Der frühe Tod ihrer Mutter schwingt dabei immer als Erklärung für ihr Verhalten mit, wird aber nie penetrant in den Vordergrund gezerrt.

Auch wenn der Film auf eine ausführliche Psychologisierung seiner Figuren verzichtet, dürfte er das Publikum keineswegs gleichgültig zurücklassen. Denn Quillévéré bietet eine Reihe bewegender Szenen auf, in denen die glaubwürdigen Darsteller, allen voran Sara Forestier, die emotionale Achterbahnfahrt der Kleinfamilie eindrucksvoll spürbar machen. Am Ende ist sogar so etwas wie eine Wandlung zu erkennen, die zumindest verhalten optimistisch stimmt.

12.05.2014

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 7 Jahren

Das sprunghafte Voranschreiten der Handlung gibt diesem Film den besonderen Reiz. Allerdings ist der Inhalt zum Teil doch recht frustrierend.


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