Sein letztes Rennen Deutschland 2013 – 113min.

Filmkritik

Dem Alter davonlaufen

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Große Altersrollen sind nicht jedem bestimmt. So mancher Schauspieler wartet ein Leben lang darauf und geht doch leer aus. Dieter Hallervorden hat mit Sein letztes Rennen das große Los gezogen.

Paul (Dieter Hallervorden) holte 1956 olympisches Gold. Das ist lange her, er ist alt geworden. So alt, dass seine Frau und er nun in ein Altenheim umziehen. Schön ist es dort, aber im Grunde wartet man mit Bastelstunden und Singabenden auch nur aufs Sterben. Das will Paul nicht hinnehmen, er will es noch einmal wissen. Ein letztes Rennen will er laufen, und dafür muss er trainieren. Das ist mit 77 Jahren gar nicht mehr so leicht, aber der Berlin Marathon wartet und will bezwungen werden. Der Weg ist schließlich das Ziel – und Pauls Ambition ist auch für seine Kollegen im Altenheim inspirierend. Es ist eben erst vorbei, wenn's vorbei ist.

Der Titel lässt einen fast glauben, der rüstige Läufer würde am Ende seines Marathons tot zusammenbrechen. Aber nein: Sein letztes Rennen ist ein Film mit hohem Wohlfühlfaktor, der mit sanftem Humor ein Thema anschneidet, das jeden irgendwann trifft. Dem Alter kann man nicht entkommen, aber man kann ihm mit Würde begegnen und das Beste daraus machen. Aber dafür bedarf es des Willens, jeden Tag etwas zu machen. Aufgeben bedeutet Stillstand, und Stillstand bringt den Tod. Das verkörpert niemand besser als der Läufer Hallervorden selbst, der zur Vorbereitung für diesen Film am Berlin Marathon teilgenommen hat.

Natürlich ist Sein letztes Rennen weit abseits aller Realität. Es ist eine Scheinrealität, die hier gelebt wird, ein Dasein der Privilegierten. Denn Hallervordens Figur und seine Kollegen leben in einem luxuriösen Heim. Sie haben mehr Möglichkeiten, als dem Normalsterblichen zur Verfügung stehen. Das thematisiert der Film nicht wirklich; auch dann nicht, als der alte Läufer die Heimsituation anprangert. Aber Sein letztes Rennen sieht es auch nicht als seine Aufgabe an, die Macken im System realistisch zu beleuchten, sondern versteht sich als lebensbejahenden, positiven Film, der den Menschen zurufen will: "Ihr mögt alt werden, aber ihr müsst nicht alt sein!"

Dieter Hallervorden ist exzellent, humorvoll, warmherzig. Er ist die Seele eines Films, der im Grunde nur eines will: Zeigen, dass Konvention überschätzt und Freigeist alles ist. Nur wer sich aufgibt, ist wirklich alt.

17.02.2024

4

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Kommentare

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oscon

vor 9 Jahren

Lebensbejahender Film über einen Marathonläufer, der die Umstände in deutschen (resp. mitteleuropäischen) Alterheimen kritisiert.
Der Film wird getragen von einem herausragenden Dieter Hallervorden, den man so noch nie gesehen hat. 5 Sterne (*****)


weinberg10

vor 9 Jahren

Lustig, aber manchmal zu heroisch. Noch speziell, dass Leute, die ich bei der Sportschau sehe, auftreten.


Patrick

vor 9 Jahren

Der Film zeigt ein Altersheim Alttags (Film) Leben nach Schema F, und in der 2. ten Filmhälfte versprüht er viel Emotionen auf die Zuschauer los, und entlockt uns daher 1-2 Tränen aus unseren Augen. Um den Film realistisch rüber zu bringen ist Didi richtig beim Berliner Marathon mit gesprungen, also die Szenen vom Marathon sind echt.Mehr anzeigen


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