Les beaux jours Frankreich 2013 – 93min.

Filmkritik

Unruhe im Ruhestand

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Schauplatz ist die Küste von Calais. Hier bändelt die 60-jährige mit einem IT-Techniker um die 40 an und verliebt sich. Eine altersweise Liebeskomödie mit einer souveränen Fanny Ardant in der Hauptrolle.

Sie wurde in den Ruhestand entlassen, die Zahnärztin Caroline, bestärkt durch ihren Ehemann Philip (Patrick Chesnais), ebenfalls Zahnarzt. Sie ist attraktiv, will ihre neue Freiheit geniessen und beschnuppert recht misstrauisch eine Kultur- und Begegnungsstätte, die sich verführerisch schön "Les beaux jours" nennt. Ihre Töchter haben ihr einen Gutschein zum 60. Geburtstag geschenkt, eben für dieses kreative Betätigungsfeld. Und schon rasselt Caroline in eine Art Selbstfindungsgruppe.

Sie soll sich vorstellen, "Männchen" und allerlei Psychospiele mitmachen. Nein danke, sagt sich die resolut-rüstige frisch Pensionierte und versucht daheim, dem PC auf die Spur zu kommen. Zufall oder Zielfahndung? Caroline weiss, dass im "Les beaux jours" ein fescher Lehrer Computerkurse gibt. Also bändelt sie mit dem knapp 40-jährigen Julien (Laurent Lafitte) an. Und der rückt seiner Schülerin Caroline durchaus auf den Pelz. Sie ziert - und verliebt sich.

Die Schäferstündchen mit Julien werden zum Fixpunkt, zum Höhepunkt ihrer neuen Rentnerfreiheit. Irgendwann merkt Caroline auch, dass der charmante Lover noch jüngere Eisen im Feuer hat ("Ich bin ein Lückenbüsser"). Irgendwann schwant auch dem beschäftigten Gatten etwas. Caroline outet sich und ihre neue Leidenschaft. Warum nicht, sie erlebt einen wahren Sex-Frühling im Herbst. Und nun?

Die Beziehungsgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern klingt abgedroschen. Doch Marion Vernoux gelingt es scheinbar mit leichter Hand, die hausgemachten Turbulenzen, lustvollen Seitensprünge und partnerschaftlichen Kontroversen locker und lustbar zu inszenieren. Nein, ihr Film strotzt nicht vor glühender Leidenschaft oder heissen Szenen, sondern beschreibt fast spitzbübisch die Lebenslust einer Frau, die sich nicht zum alten Eisen zählt, eine junge Liebe geniesst, aber gern auf eine alte Liebe zurückkommt.

Diese Frau verkörpert und beseelt die Schaupielerikone Fanny Ardant mit Grandezza, einer tiefen Sanftheit und alterslosem Charme. Keine Frage, die Lust ist gegenseitig. Eine leicht wehmütige Komödie mit dem Hauch eines Spätsommers am Strand von Calais und Dünkirchen.

16.07.2013

4

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Kommentare

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fanya

vor 10 Jahren

Fanny Ardent sorgt für Zwischentöne.


Somboun

vor 10 Jahren

Französische Tragikomödie, wie man es gerne hat!


khamny

vor 10 Jahren

Französische Leichtigkeit. Eine Tragikomödie mit einer tollen Fanny Ardent.


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