Edward Burtynsky's Watermark Kanada 2013 – 93min.

Filmkritik

Transformation unseres Planeten

Filmkritik: Eduard Ulrich

Wasser ist die Basis des Lebens und es hat die Erde Millionen Jahre lang geformt. Seit ein paar Tausend Jahren greift der Mensch in das System ein, seit der Industrialisierung massiv - oft mit negativen Folgen. Der Fotograf Edward Burtynsky und die Filmerin Jennifer Baichwal haben uralte Zeugen dieser Veränderungen aufgespürt und sowohl seit Jahren genutzte als auch gerade enstehende Systeme aufgesucht, alles in beeindruckenden Aufnahmen festgehalten und mit wenigen Kommentaren versehen. Einige Bezüge zur Mystik wollen dabei nicht ganz ins Bild passen.

Vor allem in seinem festen und flüssigen Aggregatszustand formt und bestimmt die Kombination aus zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom das Aussehen und Funktionieren unseres Planeten. Edward Burtynsky und Jennifer Baichwal dokumentieren mit ihrem Werk die Folgen der menschlichen Eingriffe in dieses System, wozu sie eindrucksvolle Beispiele in 10 Ländern mit der Kamera festgehalten haben.

Das Mikrofon packen sie selten aus, manchmal begleitet es nur den Aufbau einer Spezialkamera, die Besprechung während eines Erkundungsflugs oder den Besuch einer Druckerei. So erhält der mit der Materie Vertraute einige technische Hinweise, die für den Großteil des Publikums unwichtig sind. Wenn ein Fotograf einen Film dreht, steht natürlich das Bild im Zentrum. Von der Vogel- über die Frosch- bis zur Maulwurfsperspektive wird immer der optimale Blickwinkel genutzt.

Zunächst scheint es, als führe die Ästhetik Regie und schweige die Ethik. Wenn man nicht weiß, dass die gigantischen Muster der Hydrokulturen einem Raubbau an der Natur geschuldet sind, kann man ihre geometrische Regularität und ihr Farb-Bouquet genießen. Doch kurze Gespräche mit einem naturverbundenen Indianer und mit einer älteren Frau im ausgetrockneten Colorado-Delta stellen die Problematik der massiven Veränderungen in den Vordergrund.

Wer Edward Burtynskys extremformatige Fotografien kennt, wird typische Merkmale auch in seinem Film entdecken: Er hat ein Faible für Standbilder ohne Menschen oder mit Menschen als "Ameisen". Sein Film hat darum dasselbe Problem wie der Film über seine Megafotografien Manufactured Landscapes: Seine Bilder stehen quer zu unseren Kinosehgewohnheiten. Man hat manchmal den Eindruck, man sehe großformatige Fotos oder eine Art Filmstilleben. Geschichten werden auf diese Weise nicht erzählt, es wird vielmehr von Geschichte berichtet, was ganz besonders auf den Schauplatz der Megabaustelle zum größten Staudamm der Welt in China zutrifft.

18.02.2024

3

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Kommentare

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Berufsromantiker_disabled

vor 9 Jahren

Sehr schöne Bilder, beeindruckende Landschaften, beängstigende Wasserverschmutzung, aber alles ohne einen roten Faden - da kommt zwischendurch Langeweile auf.


kira026

vor 9 Jahren

Ich hatte das Glück, den Film an der Berlinale zu sehen. Ein faszinierendes, bildgewaltiges Werk, das man gesehen haben sollte!


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