All Is Lost USA 2013 – 106min.

Filmkritik

Der Altstar und das Meer

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann, ein Boot, das Meer – kennen wir das nicht von Ernest Hemingway? In JC Chandors Hollywood-Hochsee-Spektakel kämpft Altstar Robert Redford mit seiner Segelyacht gegen seinen Untergang. Ein Kammerspiel unter sehr freiem Himmel.

Da segelt er friedlich vor sich hin, der Namenlose (Robert Redford). Himmel und Meer - eine tolle Kulisse. Was bewegt ihn, wo will er hin? Der Einmann-Segler schippert selbstvergessen auf dem Indischen Ozean - mutterseelenallein. Zufrieden döst er vor sich hin, bis ihn ein starkes Rumpeln weckt. Sein Boot legt unfreiwillig an, stösst mit herrenlosen Container an, harkt sich fest und holt sich ein Leck.

Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern. Er flickt das Loch notdürftig. Aber dann ziehen böse Wolken auf, das Meer kommt in Wallung. Und jetzt kommt's knüppeldick für den Segler: Die Yacht wird zum Spielball eines hemmungslosen Sturms, und der Bootsmann weiss nicht, wie ihm geschieht. Das Meer beruhigt sich, überlässt Mann und Boot sich selbst.

Die Sonne brennt, die Vorräte werden knapp, Haie und Halluzinationen lauern. Ein Mensch, auf sich zurückgeworfen, sich und den Elementen überlassen, sucht Halt auf schwankendem Grund. Ein schönes Bild. Die Existenz, von Elementen bedroht, geht unter, das klingt gut. Doch man fragt sich, ob das Kino nicht Wichtigeres, Zeitgemässeres zu zeigen hat? Was wollen uns Redford, Chandor und Kollegen sagen? Jeder kann untergehen? Oder: Die Welt birgt Untiefen?

Abgesehen von einigen kleinen Inszenierungsfehlern (Redford rasiert sich einmal und bleibt danach glatt) und falschen Einschätzungen (die Strasse von Malakka ist hoch frequentiert), wirkt das Drama beliebig und voraussehbar - und das ist zu wenig. Redford-Fans mögen sich am Helden laben, alle anderen dürften sich ob des monotonen Segeldramas fragen, ob das Leben so leicht zu retten ist, selbst wenn man untergeht.



16.12.2013

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 8 Jahren

'All Is Lost' ist glaube ich der erste realistische Film, in dem es ums Überleben im Alleingang geht, bei dem die Aufblende des Films und Story beim Start verblüffend aussergewöhnlich gelingt. Es manifestiert sich auch bald durch den Verlauf vom charakterisierten Robert Redford, der sein Leben gelebt hat, vom ewigen davor gegebenen Ozean und den es noch ewig danach geben wird, seine Kräfte oder Möglichkeiten schwinden lässt.Mehr anzeigen


oscon

vor 9 Jahren

Robert Redford als der "alte Mann und das Meer", der als Alleinsegler im Indischen Ozean in Seenot gerät.
Alleine die Inszenierung, die sehr ähnlich dem Weltraum-Szenario "Gravity" ist, dabei aber weitgehend auf gesprochene Worte verzichtet!
Auf das absolut Notwendige beschränkt: der Mann, das Boot und die Stille machen diesen Existenzkampf absolut sehenswert! 4 Sterne (****)Mehr anzeigen


Dogwalker

vor 9 Jahren

Der Kampf des einsamen alten Mannes mit dem Meer, naja, relativ spannend, zieht sich etwas dahin, aber das muss wohl so sein. Wenigstens lässt man den Betrachter am Schluss nicht gänzlich im Ungewissen.


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