Gambit USA 2012 – 89min.

Filmkritik

Dienst nach Vorschrift

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

"Das ist absurd", erklärt die Hauptfigur in einer der schrilleren Szenen von Gambit und beschreibt damit eigentlich auch den Film ganz gut. Ein Coen-Film, der irgendwie keiner ist, ein Heist-Movie, das vom Gefühl her in den 60er Jahren stecken geblieben ist, eine Komödie, die sich übelster Klischees bedient - all das mag nicht so recht zusammenpassen.

Harry Deane (Colin Firth) arbeitet als Kurator für den reichen, aber bösartigen Lionel Shabandar (Alan Rickman). Mit Hilfe eines Kunstfälschers und einer texanischen Schönheit will Harry sich nicht nur an Shabandar rächen, sondern ihn auch gleich noch um ein paar Millionen britische Pfund erleichtern, ohne dass dieser es merken würde. Der Plan sieht vor, ihm einen gefälschten Monet anzudrehen, aber es kommt, wie es kommen muss: Kein Plan ist bombensicher und was schiefgehen kann, geht auch schief.

Das Remake des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1966 war einst ein Lieblingsprojekt der Coen-Brüder. Ihr Skript ist immer noch die Grundlage, auf dem Regiestuhl nahm indes Michael Hoffman Platz. Es wäre zu leicht, dem Regisseur die Schuld am Versagen dieses Films zuzuschieben. Er muss das Werk verantworten, hatte aber auch nur ein halbgares Skript zur Verfügung, das selbst im Vergleich zum mittlerweile fast 50 Jahre alten Originalfilm altbacken erscheint.

Der Humor besteht aus einer Aneinanderreihung übelster Klischees, denen sogar gestandene Mimen wie Stanley Tucci zum Opfer fallen. Der muss einen deutschen Kunstexperten darstellen, inklusive mieser englischer Aussprache und strammen Hackenschlags. Seine Darstellung gehört der Kategorie "Fremdschämen" an. Es ist fast körperlich schmerzhaft, ihm beim Chargieren zuzusehen. Das übrige Ensemble hat inmitten von Furz-Gags ebenfalls zu kämpfen. Alan Rickman ergeht sich in einer substanzlosen Schurkenrolle, Colin Firth schlafwandelt durch den seiner Figur um die Ohren fliegenden Plan und Cameron Diaz lässt als texanisches Cowgirl kein Stereotyp aus, ist aber immer noch das Highlight eines Films, wie er trivialer kaum sein könnte.

Selbst technisch gibt es immense Defizite. Dies gilt vor allem für eine vollkommen irrsinnige Szene mit einem Löwen, der von der selbstbewussten Texanerin eingefangen wird. Der CGI-Kreatur fehlt jegliche Substanz, sie wirkt wie ein Relikt aus den späten 90er Jahren, also jener Zeit, als erstmals am Skript dieses Remakes gearbeitet wurde.

Gambit ist angesichts des vor und hinter der Kamera versammelten Talents enttäuschend. Bedingt amüsant, ist dies ein Film, der sogar das Coen-Remake der Ladykillers im Vergleich wie pures Gold erscheinen lässt. Erschreckend, aber wahr.

23.07.2013

2

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Kommentare

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holiday88

vor 10 Jahren

Trotz der tollen Besetzung ein lauer Film. Der Humor flach und die Story absehbar.


anetaw@sunrise.ch

vor 10 Jahren

braucht anfangs etwas Fahrt, bis dann die Unterhaltung kommt... Gute Schauspieler mit solider Leistung.. Film wurde je länger man schaute umso lustiger: -)


lemax

vor 10 Jahren

Ziemlich lahmer Anfang. Jedoch Cameron Diaz ist wie immer eine Augenweide


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