CH.FILM

Wie zwischen Himmel und Erde Deutschland, Schweiz 2012 – 108min.

Filmkritik

Schicksalstour zwischen Himmel und Erde

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Regisseurin Maria Blumencron liess sich von einer wahren Geschichte und eigenen Anliegen inspirieren. Sie erzählt, wie eine deutsche Bergsteigerin in ein Abenteuer mit politischem Hintergrund gerät. Zwei Flüchtlingskarawanen aus Tibet suchen ihr Heil jenseits des Himalayas.

Knaben lassen Drachen steigen. Man erinnert sich an Bilder aus The Kite Runner. Doch hier befinden wir uns auf dem Dach der Welt, genauer im tibetischen Kloster Tapir. Ein Schuss fällt, ein Knabe wird leicht getroffen. Zielscheibe war eigentlich nicht der Halbwaise Tempa (Sangray Jäger), sondern sein Kamerad, der "Golden Boy". Er ist als Nachfolger des Dalai Lama bestimmt, und so eine unerwünschte Person der chinesischen Machthaber. Man macht Jagd auf den Knaben. Und der muss sein Heil in der Flucht suchen – jenseits der Heimat, jenseits des Himalayas. Parallel zu dieser verdeckten Flüchtlingskarawane macht sich eine andere Gruppe auf den Weg über das Gebirgsmassiv. Als Ablenkungsmanöver sozusagen für das chinesische Militär.

In dieser Gruppe steckt die deutsche Bergsteigtouristin Johanna (überzeugend: Hannah Herzsprung). Sie wollte eigentlich Achttausender besteigen, rasselte unbedarft in ein Abenteuer und wird zur aktiven Fluchthelferin. Die Touristin engagiert sich - auch gegen die chinesischen Verfolger. Sie gewinnt und verliert, etwa die Gefährten, den rauen Schmuggler Tashi (David Lee McInnis) oder die Aktivistin Dolma (gespielt von der Schweizerin Yangzom Brauen).

Es ist eine tiefgründige Filmgeschichte zwischen Himmel und Erde, der Naivität und Kolportagestil vorgeworfen wurde. Na und! Maria Blumencron ist ein Abenteuerfilm und ein Plädoyer für die Kultur Tibets gelungen: eindeutig, engagiert und ergreifend. Sollte es den chinesischen Unterdrückern nicht schmecken, um so besser! Escape from Tibet weckt Emotionen, Verständnis, Widerstand - auch gegen ein Kino der belanglosen Ästhetik, der esoterischen Kopfkultur.

Das Drama, in dem auch Carlos Léal einen kurzen Auftritt hat, ist ein Naturereignis: packend, schicksalhaft, menschlich. Es wurde teilweise undercover in Tibet gedreht, in Indien, und am Jungfraujoch, teilweise auf über 4000 Meter Höhe und bei 25 Grad unter null. Der Film wirkt authentisch, in der Tendenz wahrhaftig. Er bringt das Schicksal Tibets auf den Punkt. Die Realität findet so in der filmischen Fiktion Erfüllung. Maria Blumencron hat Ereignisse verarbeitet, die sie selber erlebt hat, als potenzielle Begleiterin eines Flüchtlingstreks bei Verhaftung und Verhören. Sie hat jedoch keine Flüchtlingsgruppe begleitet. Aus Angst, sagt sie. Ihr Bekenntnis: "Johanna tut, was ich nicht geschafft habe. Sie ist eine idealisierte Version von mir."

18.02.2024

4

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Kommentare

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Richard

vor 3 Jahren

Naturnah, spannend und sehr eindrücklich.


MoNi_NiWi

vor 9 Jahren

Sehr spannend und wirklich schöne Bilder, nicht zu brutal. Kann ich nur empfehlen!


Patrick

vor 9 Jahren

Spannendes Fluchtsdrama das zwar Brutale Szenen hat, aber die Kamera hält nie voll drauf und wird auch nicht in die länge gezogen also es geht auch so um ein Film ergreifend zu machen.


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