Das Hochzeitsvideo Deutschland 2012 – 86min.

Filmkritik

Schräger Pas de deux

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Wenn zwei die Eheringe tauschen wollen, kann das zu Turbulenzen führen. Sönke Wortmann lässt die beiden Heiratswilligen am Vorabend ihrer Hochzeit aufeinander los. Das Tohuwabohu wird von zwei Videofilmern festgehalten - eine ziemlich wackelige Sache.

Die Situation ist nicht neu, aber kann man ihr etwas Neues abgewinnen? Ein Pärchen in den besten Zwanzigern verliebt sich und will heiraten. Wenn da nicht die lieben Verwandten, Eltern, Freundinnen und Freunde wären, aktuelle wie verflossene! Die Turteltauben Pia (Lisa Bitter) und Sebastian (Marian Kindermann) haben sich mit allerlei unliebsamen Vorfällen vor dem Ja-Wort herumzuschlagen.

Die krass verschiedenen Elternteile sind da nur das kleinste Übel: Sebastian stammt aus noblen Haus derer von Stieglitz (Michael Abendroth, Christiane Lemm), da ist man konservativ und altmodisch chic. Pia kommt aus der schrägen bürgerlichen Ecke, die Mutter Lisa (Susanne Tremper) hat weder Geschmack noch Stil und einen fast verstummten Mann (Christop Hofrichter) im Schlepptau. Pias leiblicher Vater (Matthias Brenner) indes ist eine etwas aufdringliche Stimmungskanone mit Gitarre. Zur Hochzeitsgesellschaft gesellen sich ausserdem Geschwister, Freunde, eine vermeintliche Stripperin, ein sturer Standesbeamter (Rainer Galke), ein nicht ganz lupenreiner Pastor (Artus-Maria Matthiessen) und Pias Ex-Lover (Simon Eckart). Besonders zu erwähnen sind ausserdem die beiden Videofilmer Despair (Lucie Heinze und Martin Aselmann).

Da wird gepoppt und gerockt, geflirtet und genascht, gepoltert, gesoffen und genarrt. Natürlich gehen die Ringe verloren (und werden durch Cola-Ringe zeitweise ersetzt), selbstverständlich stört Pias Ex, ein Potenzhengst und Pornodarsteller, logisch flippt die Braut aus, holt sich der Bräutigam Schrammen und gehen sich die Filmer an die Wäsche. Regisseur Sönke Wortmann (Der bewegte Mann) gaukelt uns dank wackeliger Videobilder und hektischen Schwenks Authentizität vor, kann den Zickzack-Stil aber nicht durchhalten. Seine Komödie erhebt Konzeptlosigkeit zum Konzept. Entstanden ist so ein wilder Streifen, in dem jede Menge Witziges und Banales, Klischees, Komisches, Kauziges und Klamottiges hineingepackt ist. Nichts herumzumäkeln gibt es an den beiden erfrischenden Hauptdarstellern. Doch die hanebüchene Story - irgendwo zwischen Slapstick, Groteske und Klamauk - ist doch zu einfach und durchsichtig gestrickt. Die Spässe schmelzen wie der Schnee. Viel bleibt da nicht übrig.

08.05.2012

3

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