Cosmopolis Kanada, Frankreich, Italien, Portugal 2012 – 102min.

Filmkritik

Limousinen-Gespräche

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Twilight-Star Robert Pattinson als Wall Street-Manager zwischen Sex, Gewalt und halluzinogenen Orgien: David Cronenberg hat Don DeLillos gleichnamigen Roman verfilmt - ein klaustrophobisches und sehr dialoglastiges Stück Kapitalismuskritik.

Für sein Drehbuch zu Cosmopolis, so sagt David Cronenberg, habe er zum Teil seitenweise die Dialoge aus Don DeLillos Romanvorlage eins zu eins übernommen. Eine irritierende Aussage, nicht nur weil der Filmemacher doch einst kongenial Burroughs Naked Lunch für die Leinwand adaptierte. Sondern auch deshalb, weil das Buch des US-Autors - da sind sich die meisten Fans, Kritiker und Literaturwissenschaftler einig - eher zu seinen schwächeren Werken gehört.

Dialog ist jedenfalls das richtige Stichwort, denn in Cosmopolis geht es weniger um eine Handlung, sondern um jede Menge Gespräche. Im Zentrum steht dabei der junge Finanzhai und Milliardär Eric Packer (Robert Pattinson), der sich in seiner Strechlimousine einen Tag lang durch das verstopfte New York quält und unterdessen sein gesamtes Vermögen zu verlieren droht. Manchmal steigen die Gesprächspartner ein, sei es eine Geliebte (Juliette Binoche), sei es der Arzt, der Packers Prostata "on the go" untersucht. Gelegentlich aber steigt der Börsenspekulant auch aus, geht etwa zum Frisör oder begegnet immer wieder seiner rätselhaften Ehefrau (Sarah Gadon). Und je turbulenter es vor seinem Autofenster zugeht, desto zielsicherer steuert er auf den Showdown mit einem seiner Angestellten (Paul Giamatti) zu.

Auch das Finale dieses Films ist ein rein verbales, und auf die gewalttätigen, emotional intensiven Eruptionen, die man von Cronenberg zuletzt in A History of Violence oder Eastern Promises immer wieder gesehen hat, wartet man in Cosmopolis fast vergeblich. Nicht, dass prinzipiell etwas dagegen einzuwenden wäre, wenn auf der Leinwand viel gequatscht wird. Doch hilft es, wenn ein Film auch etwas zu sagen hat. Cronenbergs von DeLillo übernommene Dialoge rund um globale Finanzkrisen, die Hybris ihrer Verursacher und das sich formierende Aufbegehren der Bürger bleiben jedoch bei aller intellektuellen Aufladung seltsam banal und schwachbrüstig. Dass die Realität das beim Erscheinen des Romans 2004 noch quasi prophetische Szenario längst ein- und sogar überholt hat, hilft kaum.

Auch deswegen ist Twilight-Star Pattinson, der den eigentlich vorgesehenen Colin Farrell ersetzte, als Hauptdarsteller eine schwierige Wahl. Seine begrenzte Mimik und das gedrosselt-unterkühlte Charisma stören hier weniger als zuletzt in Bel Ami und sind seiner Figur durchaus angemessen. Doch war das nun Cronenbergs Absicht? Oder doch eher den Möglichkeiten des Teenie-Stars am Karriere-Scheideweg geschuldet? In jedem Fall hätte etwas mehr darstellerische Präsenz manchem Dialog sicherlich mehr Strahlkraft verliehen.

18.02.2024

2

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Nein, das war ein Schuss in den Ofen.


tumnus

vor 11 Jahren

Ich kann verstehen, dass der Film so schlecht bewertet wird. Er ist unbequem, ohne jegliche Sympathiefiguren, teilweise ohne jeglichen Drive und Robert Pattinson kann die Hauptrolle nicht tragen und trotzdem: Selten eine so zynische, passende Gesellschaftskritik gesehen. Diverse Dialoge sind durch ihre Stumpf-und Hohlheit schlicht grossartig und Paul Giamatti ist schlicht grossartig. Ein Film - herrlich böse.Mehr anzeigen


drsnoeggels

vor 11 Jahren

Nach 20 Minuten war Schluss. Einfach nur schlecht.


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