Weekend Grossbritannien 2011 – 97min.

Filmkritik

Auf Wolke Sex

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Schwulendrama von Andrew Haigh: Zwei Männer lernen sich auf einer Party kennen, es bleiben ihnen aber nur zwei Tage für eine Beziehung.

Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Russell sehnt sich nach der großen Liebe, während Glen an Beziehungen keinerlei Interesse hat. Doch nach einer gemeinsamen Nacht, die mehr als nur ein One-Night-Stand ist, steht ihre Lebensplanung auf dem Prüfstand. Russell möchte sich ganz und gar auf diese Beziehung einlassen, Glen will schon tags darauf in die USA gehen, um dort Kunst zu studieren. Was ihnen bleibt, ist eine weitere Nacht, die ihr Leben für immer verändern könnte.

Weekend kommt ohne emotionale Manipulation aus. Regisseur und Autor Andrew Haigh verzichtet darauf, das Publikum für diese Liebesgeschichte einzunehmen. Gerade deswegen zieht er es jedoch in den Bann. Denn Weekend ist einer jener seltenen Filme, die zu vermitteln verstehen, wie es ist, sich zu verlieben. Unterstützt wird dies durch die ehrliche Charakterisierung. Russell und Glen sind einfach nur zwei ganz normale Typen, die sich kennen lernen und schlagartig erkennen, dass zwischen ihnen mehr als nur Sympathie besteht. Die Glaubwürdigkeit dieser kleinen, intimen Geschichte wird von der unglaublichen Chemie getragen, die zwischen den Hauptdarstellern Tom Cullen und Chris New vorhanden ist.

Cullen und New nimmt man ab, dass sie einander lieben. Ihr Spiel ist sehr nuanciert. Es sind die kleinen Details, die umso eindringlicher sind, weil immer das Gefühl vermittelt wird, dass man tief in das Herz dieser beiden Figuren hineinblicken kann. Was trivial hätte sein können, wird bedeutungsvoll. In jeder Sekunde erscheinen die zwei Hauptdarsteller natürlich, eingebettet in einen geerdeten Film, der eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt - als würde er auf Wolke 7 schweben.

Für das neue schwule Kino ist Weekend ein wichtiger Film, der mit einigen Preisen ausgezeichnet wurde. Er beschäftigt sich mit dem Schwulsein, dies aber niemals auf aufdringliche Art und Weise. Darum ist es im Grunde irrelevant, dass es die Liebesgeschichte zweier Männer ist. Nichts wäre anders, wäre es die Geschichte einer Frau und eines Mannes. Das ist die bemerkenswerte Stärke von Weekend, der zwar erfordert, dass man allfällige Vorurteile überwindet, aber dafür mit einem Liebesfilm belohnt wird, der zu den ehrlichsten der letzten Jahre gehört.

18.02.2024

4

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Kommentare

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anabah

vor 11 Jahren

Da kann ich der DVD-Verpackung nur zustimmen. Ich zitiere: In eindrucksvollen Bildern, behutsam gefilmt gelingt Andrew Haigh ein kompromisslos ehrlicher Film über Intimität, Sex und Liebe, in dem sich wohl jeder ein bisschen wiederfinden wird, wie es selten in einem Film geschieht.
Auch für Frauen wärmstens zu empfehlen. Top!Mehr anzeigen


albertkurz

vor 11 Jahren

unbedingt sehen, endlich mal ein guter Film mit tollen Männern: -) für Männer


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