The Woman in the Septic Tank Philippinen 2011 – 87min.

Filmkritik

Gut gedacht

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Drei Studenten haben ein ehrgeiziges Ziel: Sie wollen einen Film drehen, der ihnen den Zugang zu den renommierten Filmfestivals, ja sogar zu einer Oscar-Nominierung ebnet. Man hat also nicht den schnöden geschäftliche Erfolg im Visier, sondern die Lobpreisungen der Fachwelt. Eine philippinische Film-im-Film-Story ist angesagt, die aber in der Umsetzung von Regisseur Marlon N. Rivera nicht wirklich funktioniert.

Die Möchtegernfilmer erzählen von der allein erziehenden Mutter Mila, die mit sieben Kindern in einem Elendsquartier lebt. Um überleben zu können, vermietet die Mama eine ihrer Töchter an einen wohlhabenden Pädophilen. Wahrlich, das ist ein Thema mit sozialkritischer Sprengkraft und einem hohen ethischen Anspruch. Die smarten Jungs und ihre etwas verträumte Kollegin beginnen enthusiastisch mit den Recherchen und haben auch schon ein paar süffige Ideen für die Umsetzung. Sie reichen vom realitätsnahen Gefühlsdrama über den halbdokumentarischen Thriller bis zum parodistisch gemeinten Schnulzenmusical im Müllhaldendekor.

Doch es kommt ganz anders, als es sich das naive Filmertrio vorstellt. Weil man aus Marketingüberlegungen einen zugkräftigen Namen auf der Besetzungsliste braucht, bieten sie dem real existierenden philippinischen Frauenstar Eugene Domingo eine Rolle an. Die Diva sagt wider Erwarten zu, weil sie die Chance wittert, endlich auch im angesehenen Segment des Kunstfilms zu brillieren. Doch kaum ist der Kontrakt unterschrieben, schreibt Domingo das Drehbuch um und peppt ihren Part ins Melodramatische auf.

Gut angedacht, auf dem Papier. Doch der erste Spielfilm des früheren Werbefilmers Marlon N. Rivera ist auf der Leinwand kaum mehr als ein Sammelsurium von langfädig inszenierten, unausgegoren Episoden. Es fehlt an einem klaren Regiekonzept, einer stimmigen Dramaturgie. The Woman in the Septic Tank hat allerdings trotzdem etliche Preise an Festivals eingeheimst, weil sich Film-Insider gerne am Schaffen anderer Filminsider delektieren und den "Exotenbonus" spielen lassen. Gesehen haben muss man das Kleinwerk dennoch nicht. Denn was als intelligente Satire auf die Mainstream-Filmindustrie und die verkopfte Intellektualität des Low-Budget-Filmschaffens gemeint war, entpuppt sich als garantiert ungewollter Dilettantismus.

17.12.2012

2

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Kommentare

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edwin.moser

vor 11 Jahren

Wer das Meer mag, wer Fische isst und wer sich über unsere Zukunft Gedanken macht, der muss diesen Film gesehen haben. Tolle Doku.


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