Jane Eyre Grossbritannien, USA 2011 – 120min.

Filmkritik

Die endgültige Jane Eyre

Filmkritik: Cindy Hertach

In seiner unterdessen dreiundzwanzigsten Adaption der Filmgeschichte hat der viktorianische Roman "Jane Eyre" endlich die perfekte filmische Form gefunden: Regisseur Cary Fukunaga hat den Lebensweg der jungen Frau Anfang des 19. Jahrhunderts zeitlos und berückend schön verfilmt.

Eine lieblose Kindheit und entbehrungsreiche Jugend prägen das Leben der jungen Jane Eyre (Mia Wasikowska). Nach dem Tod ihrer Eltern wird das intelligente Mädchen widerwillig von der reichen, aber boshaften Tante Mrs. Reeds (Sally Hawkins) aufgenommen. Sie verachtet ihr Mündel und schickt es nach eingen Jahren auf eine Internat. Als junge Frau erhält Jane dann im Haushalt der reichen Familie Rochester eine Anstellung als Gouvernante. Edward Rochester (Michael Fassbender), der finstere und rätselhafte Hausherr, verwirrt Jane mit seinem unberechenbaren Verhalten, dennoch verliebt sie sich in ihn. Das Glück, welches Jane bis jetzt in ihrem Leben versagt blieb, scheint auf einmal in greifbare Nähe zu rücken. Doch merkwürdige Vorkommnisse im Schloss lassen erahnen, dass Edward ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt.

Dem Regisseur Cary Fukunaga ("Sin Nombre") ist mit seiner Interpretation des Literaturklassikers von Charlotte Brontö ein Meisterwerk gelungen. Frei von der dekorativen Oberflächlichkeit und der abgegriffenen Melodramatik früherer Adaptionen versteht es der junge Amerikaner, den altenglischen Stoff stilsicher auf das Wesentliche zu reduzieren. Mit eleganter Zurückhaltung erzählt er die Geschichte einer Liebe, die - da über die Standesgrenzen hinaus -, an den Prinzipien der eigensinnigen und freiheitsliebenden weiblichen Hauptfigur zu scheitern droht. Janes wie auch Edwards Innenleben erforscht Fukunaga mit einer reifen Ernsthaftigkeit und lässt die Figuren oft nur durch ihre wesenshaften Gesichter sprechen, auf denen er die Kamera geduldig ruhen lässt. Es ist ein intimes und einfühlsames Portrait der berühmten Romanheldin Jane Eyre, das nicht ohne die überragende Leistung der beiden Hauptdarsteller entstehen konnte. Wasikowskas ("Alice in Wonderland") unschuldiges Gesicht, ihr minimalistisches und dennoch eindringliche Spiel bilden das emotionale Herzstück der gesamten Inszenierung. Aber auch ihr Partner Fassbender ("Inglourious Basterds") verleiht der Figur Rochester mit seiner intensiven Präsenz und seinem dunkles Charisma eine nie gesehene Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit.

Von überwältigender Schönheit sind die Bilder, die Kameramann Adriano Goldman ("Sin Nombre") findet. Von zauberhaftem Licht ergellt, erinnern die Landschaftsszenen mit ihrer epischen Weite und dem tiefen Himmel an die Werke von John Constable, Englands bedeutendstem Landschaftsmaler der Romantik. Auch bei den Nahaufnahmen hat sich Fukunaga an der bildenden Kunst orientiert, etwa an der atmosphärischen Licht- und Schattenmalerei eines Jan Vermeers. Dass Fukunaga diese alten Meister zitieren darf, hat er mit seinem eigenen Werk bewiesen.

03.10.2011

5

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor 11 Jahren

absolut top, wunderschön


Barbarum

vor 11 Jahren

Der Beweis das ein Kostümdrama auch im modernen Kino bestehen kann. Super Kamera und eine fesselnde Liebesgeschichte getragen von zwei tollen Hauptdarstellern.


mellover

vor 12 Jahren

Grossartige Bilder und tolle, überzeugende Schauspieler. Leider ist die Stroy aber ziemlich langweilig und langatmig. Hab mehr erwartet und wurde daher recht enttäuscht. Daher nur 3 Punkte


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