72 Stunden - The Next Three Days USA 2010 – 122min.

Filmkritik

Nichts wie raus

Georgios Panagiotidis
Filmkritik: Georgios Panagiotidis

Russell Crowe will im neuen Thriller von Paul Haggis seine Ehefrau aus dem Knast befreien. Aber wie plant man einen Gefängnisausbruch, ohne je einen Tag hinter Gittern verbracht zu haben?

Plötzlich steht die Staatsgewalt vor der Tür. John Brennan (ein pummeliger Russell Crowe) fällt aus allen Wolken, als seine Frau Lara (Elizabeth Banks) abgeführt, des Mordes angeklagt und zu 20 Jahren Haft verurteilt wird. Als auch die Revision scheitert, sieht John sich gezwungen, seine Gattin auf eigene Faust aus dem Gefängnis zu befreien.

Mit The Next Three Days geht Paul Haggis einem der liebsten Hobbies Hollywoods nach: dem Nachdrehen europäischer Überraschungserfolge. Das Remake basiert auf dem französischen Thriller Pour elle, erzählt wird die Geschichte eines Familienvaters, der sein bequemes Leben Schritt für Schritt demontiert, um seine Frau aus dem Kittchen zu holen. Mit ihrer Verurteilung beginnt ein langer und unaufhaltsamer Wandel, der den zahmen John Brennen über die Grenzen des "normalen Verhaltens" treiben wird.

Dabei wird bewusst und gezielt mit dem Unrechtsempfinden des Publikums gespielt. Die Frage nach Laras Unschuld wird so lange offen gelassen, bis die Antwort keine Rolle mehr zu spielen scheint. Der gemeinsame Sohn ist noch zu jung, um zu verstehen, was sein Vater tut, und so muss man sich immer wieder fragen, ob er ein verantwortungsloser Don Quixote oder ein von unsterblicher Liebe getriebener Ehemann ist. Genau dieser Punkt macht die kompetent, aber teils steril erzählte Geschichte zu etwas unterhaltsam Mitreissendem.

Ganz ohne Klischees kommt die in die Vereinigten Staaten verlegte Story nicht aus: Die Ermittler, die Brennan auf den Fersen sind, sind so intuitiv und genial, wie man es aus diversen US-Thrillern und TV-Serien kennt. Der gesamte Arm des Gesetzes funktioniert so reibungslos wie es nur in Actionphantasien von Hollywood möglich ist. Dieser Übermacht stellt sich ein naiver und unerfahrener Englischlehrer entgegen. Dabei fällt der Film selten auf plumpe Materialschlachten zurück, um Spannung zu erzeugen. Stattdessen rufen kleine Charaktermomente dem Zuschauer immer wieder ins Gedächtnis, wie überfordert John von der Situation eigentlich ist.

The Next Three Days erinnert an die atemlosen US-Thriller der 70er Jahre. Er kann es nicht mir The Three Days of the Condor aufnehmen, bietet aber 122 Minuten gute Unterhaltung.

02.02.2011

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

zieht sich irgendwann ziemlich in die Länge.


Patrick

vor 10 Jahren

Der Film nimmt sich viel zeit bis er die Spannungs-Schraube anzieht, kan aber bis da hin durch eine schöne Vater/Sohn Story überzeugen.


anabah

vor 12 Jahren

Ich fand den Film etwas unrealistisch und ebenfalls zu lang und langatmig. Russell Crowe zeigte wie meistens in seinen Streifen eine gute Leistung.


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