Remember Me USA 2010 – 113min.

Filmkritik

Remember Me

Dimitrios Athanassiou
Filmkritik: Dimitrios Athanassiou

Eine tiefmelancholische Aura umgibt ihn stets, Robert Pattinson ist die fleischgewordene Tragik. In «Twilight» ging die Rechnung auf. Wer sich aber als Schauspieler weiterentwickeln will, muss mehr zeigen.

Die erste Szene entführt ins Jahr 1991: An einer Bahnstation wird vor den Augen ihrer kleinen Tochter eine Frau erschossen. Zeitsprung ins Jahr 2001: Tyler (Robert Pattinson) trauert um seinen Bruder, der sich das Leben nahm. Seinen Vater (Pierce Brosnan) scheint der Verlust kalt zu lassen. Tyler versucht seinen Zorn gegen ihn zu richten. Vergeblich. Er sucht sich anderorts Ventile, gerät in Straßenschlägereien und wird verhaftet. Um Konsequenzen zu entgehen, macht sich Tyler an Ally (Emilie de Ravin) ran. Sie ist die Tochter des Cops, der ihn verhaftete und studiert zufälligerweise an derselben Universität. Tyler ahnt nicht, dass auch sie einen tragischen Verlust zu beklagen hatte.

In James Dean-Manier ringt Robert Pattinsons Tyler mit seinen Dämonen und kämpft darum, vom übermächtigen Vater Zuneigung zu erfahren. Um die Rolle auszufüllen, bemächtigte er sich eines Erbes, das kein Darsteller von Format bisher antastete. Es stellt sich schon die große Frage, wie statthaft es ist, sich Körpersprache, Mimik und Seelenleben des grossen James Dean einzuverleiben, um einen eindimensionalen Vater-Sohn-Konflikt auszugestalten. Wo Dean mit seinem Spiel einer ganzen Generation ein Gesicht gab, reicht es bei Pattinson gerade, um seiner Rolle ein Stützkorsett zu verleihen.

"Remember Me" gibt sich atmosphärisch dicht und vielschichtig, aber es krankt überall: Die Handlung wirkt konstruiert und klischeebeladen. Der Romanze-Nebenplot wird saft- und kraftlos. Die Darsteller irrlichtern in einer Geschichte umher, die sich verzweifelt um Bedeutungsschwere bemüht. Das allgegenwärtige Verlustbewältigungsmotiv allein gibt das aber nicht her. Mag sein, dass man genau diesem Umstand auch die Schlusspointe schuldet: Unvermittelt steuert die Story auf das kollektive US-Trauma des 21. Jahrhunderts zu.

Das wirkt wie Pattinsons Versuch, der den Film mitproduzierte, seinen James Dean-Anwandlungen eine Tragik hinzuzufügen, die seiner Interpretation von Verlust, Trauer und der Bewahrung des Andenkens eine globale Dimension verleihen soll. Das wäre wirklich tragisch. Und albern zugleich.

15.09.2010

2

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Kommentare

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julianne

vor 8 Jahren

Große Klasse mit einem unglaublichem Ende super Darsteller alles dabei was ein superfilm braucht!!!! 👏 👏


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

So stereotypisch ist 'Remember Me' gar nicht, bis auf die erste oder letzte Szene. Aber gut, so ist darin wieder viel mehr Wahrheit. Ich schaue mir auch keinen Harry Potter, Twilight, Tribute von Panem oder Divergent an, um herauszufinden ob aus mir ein besserer Real-, Sekundar- oder Gymischüler geworden wäreMehr anzeigen


8martin

vor 10 Jahren

Der Film überzeugt vor allem durch die intensive Charakterzeichnung der Personen und die hervorragenden Schauspieler. Dabei gibt es jede Menge familiäre Probleme: Vater (Pierce Brosnan) wohlhabender Anwalt und Sohn Tyler (Robert Pattinson) verstehen sich rein gar nicht und bei einem anderen Vater (Chris Cooper) der Polizist ist, klemmt es mit dessen Tochter Ally (Emilie de Ravin). Die Kids verlieben sich in einander. Beide sind durch tragische Ereignisse in ihrer Kindheit traumatisiert.
Und geistreiche, bedeutungsschwangere Dialoge gibt es obendrein: Tyler: ‘Ich bin 22. Da war Gandhi dreifacher Vater, Mozart hatte 30 Symphonien geschrieben und Buddy Holly war schon tot. ‘
Wenn sich dann drei von den vier Personen treffen knistert es beim Dinner. Gute Dialoge lenken die Gefühle. Als Kontrast zu den Verliebten kommt Tylers kleine Schwester Caroline (Ruby Jerins) ins Spiel. Sie wirkt als Katalysator im zerstrittenen Familienclan. Das ist eine durchaus überzeugende Entwicklung, in der Tylers Vater eine Gefühlsumwandlung durchlebt, die er gekonnt professionell hinkriegt. Dass sich am Ende alle wieder lieb haben, wird nur durch den 9. Sept. 2001 verhindert. Ein Schock, obwohl man nur die Auswirkungen mitbekommt. So kommt noch mal eine zusätzliche Dimension hinzu, in der der Tod bei den ‘einstürzenden Neubauten‘ vorbeischaut. Dadurch werden wir uns alle und nicht nur Ally und Caroline an Tylers stillen Weggang erinnern.Mehr anzeigen


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