Inception Grossbritannien, USA 2010 – 142min.

Filmkritik

In fremden Träumen

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Die Erwartungen an Christopher Nolans siebten Film waren - wegen dem enormen Erfolg von "The Dark Knight", monatelanger Geheimniskrämerei und ersten, spektakulären Ausschnitten - schon seit Drehbeginn enorm. Und einmal mehr erfüllt der britische Regisseur sie spielend.

In Christopher Nolans Filmen geht es meist um Männer, die erst mit ihren eigenen Dämonen und dann gegeneinander kämpfen - Inception ist hier keine Ausnahme. Auch das zweite Markenzeichen - die raffiniert konstruierte, bisweilen schwer zu durchdringende Erzählstruktur - kommt hier zum Tragen. Doch über die eigentliche Handlung soll nicht zu viel verraten werden.

Deshalb dazu nur so viel: Es geht um Dom Cobb (Leonardo DiCaprio), der eine äusserst futuristische Art von Verbrechen ausübt. Gemeinsam mit seinem technisch bestens ausgerüsteten Team (dazu gehört unter Anderen Ellen Page) dringt er in die Träume seiner Opfer ein, um dort deren kostbarste Geheimnisse zu stehlen. Bei seinem vermeintlich letzten Auftrag soll Cobb dem Erben eines Großkonzerns (Cillian Murphy) eine Idee implantieren, von der später die Konkurrenz profitiert. Ein überaus riskantes Unterfangen, nicht zuletzt weil Cobb selbst in den Traumwelten immer wieder heimgesucht wird von den Visionen seiner verstorbenen Ehefrau (Marion Cotillard).

Man muss dem Plot aufmerksam folgen, um im vertrackten Konstrukt von "Inception" nicht den Überblick zu verlieren. Denn schon von der ersten Szene an kann man sich nie sicher sein, wo man sich gerade befindet. In der Realität? In einem Traum? Oder gar in einem Traum innerhalb eines Traumes? Doch von den subtilen Analogien, die Nolan zwischen Träumen und der Kunst des Filmemachens herstellt, bis hin zum letzten Bild des Films, bietet "Inception" seinem Publikum zahllose Momente zur Interpretation an.

Dass ein derart opulenter Actionthriller so viel Diskussionsstoff bereithält, ist die eine ungewöhnliche Qualität dieses Films. Die andere liegt in seinen teils am Computer, teils mittels aufwändiger Bühnenkonstruktionen geschaffenen Bildern. Nolans Traumwelten sind interessanterweise frei von allem Rauschhaften oder Surrealen, das man gemeinhin mit Träumen assoziiert. Doch in ihrer technischen Ausgefeiltheit sind sie visuell visionär. Allein die Szene, in der DiCaprio und Page durch ein Paris wandeln, in dem sie alle Gesetze der Physik außer Kraft setzen können, wird über Jahre ihresgleichen suchen.

Nun wäre es übertrieben, "Inception" als perfekten Film zu beschreiben. Dazu lassen sich doch zu viele kleine Ungereimtheiten entdecken. Aber in seiner Kombination aus einer cleveren Geschichte über das Unterbewusste, psychische Manipulation und die Abgründe der menschlichen Seele mit Bildern, die man nie zuvor gesehen hat, gelingt Nolan dennoch ein einzigartig famoses Kinoereignis.

17.02.2024

5

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Kommentare

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Taz

vor 3 Jahren

Der Film ist klasse, keine Frage. Nur haben wir das Teil in den letzten Jahren zig mal gesehen... Gerne auch mal Filme in die Übergangszeit kinotechnisch aus dem Archiv holen, die man schon länger nicht mehr auf grosser Leinwand gesehen hat. Trotzdem, Inception ist natürlich richtig stark.


Y_Naep

vor 3 Jahren

Ich war total schockiert, dass dies Normans Theorie war, die als Kind kam. Dieses Nolan-Meisterwerk bleibt absolut einer meiner besten Filme aller Zeiten.


Gelöschter Nutzer

vor 8 Jahren

Definitiv ein Meisterwerk.


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