Hereafter USA 2010 – 129min.

Filmkritik

Zwischenwelten

Filmkritik: Catharina Steiner

Was passiert, wenn wir sterben? Clint Eastwood nimmt sich in seinem bislang exzentrischsten Film der existentiellen Fragen des Lebens an. Der Altmeister betritt mit seiner Mischung aus paranormalem Thriller und sentimentaler Liebesgeschichte Neuland.

Hereafter beginnt mit etwas für Clint Eastwood gänzlich Ungewöhnlichem: einem computergenerierten Super-Tsunami, der alles dem Erdboden gleichmacht. Mittendrin ist die TV-Moderatorin Marie (Cécile de France), die knapp überlebt und ein Nahtod-Erlebnis als unliebsames Souvenir in ihr Pariser Luxusapartment mitbringt. Derweil hadert Fabriksarbeiter George (Matt Damon) in San Francisco mit seinem Schicksal: Er kann mit den Toten reden, zu den Lebenden hat er allerdings keinen Draht. In London schliesslich wird ein kleiner Junge (Frankie McLaren) durch den Tod gewaltsam von seinem Zwillingsbruder (George McLaren) getrennt. Die Suche nach Antworten bringt die drei Figuren am Ende natürlich zusammen - wenn auch nicht viel näher an das Geheimnis des "Danachs".

Das Drehbuch stammt aus der Feder des Briten Peter Morgan (The Queen, Frost/Nixon, The Other Boleyn Girl), der sich bislang vorwiegend Fakten und realen Figuren verschrieben hat. Mit Hereafter wagt er sich auf vollends spekulatives Terrain und hat damit weniger Erfolg. Obwohl das Thema Tod und Trauer alle angeht, halten einen die Figuren seltsam auf Distanz. Eastwoods zurückhaltende Inszenierung und langsamer Aufbau der Geschichte sind - im Gegensatz zu seinen früheren Filmen wie Mystic River etwa - gänzlich ungeeignet für Hereafter. Es fehlt an Spannung, Mystery und am Schluss an einer grossen, befriedigenden Auflösung, die der Thematik des Films Rechnung getragen hätte.

Doch Hereafter hat auch seine guten Seiten. So unwahrscheinlich sich Matt Damon als Hellseher aus der Unterschicht auf dem Papier auch lesen mag, so würdevoll entfaltet er diesen menschenscheuen Charakter, der zufällig auch mit den Toten reden kann, auf der Leinwand. Und in der wohl wunderbarsten Szene im ganzen Film entlocken sich zwei verlorene Seelen (Matt Damon und die wunderbare Bryce Dallas Howard) ihre tiefsten Geheimnise, während sie sich gegenseitig, mit verbundenen Augen, exotische Speisen verfüttern. Das ist so gut insenziert, dass man die Schwachstellen von Hereafter glatt vergessen könnte.

31.08.2011

3

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Kommentare

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semi79

vor 12 Jahren

seeeeeehr esoterisch... zu sehr.


nlinde

vor 13 Jahren

Clint Eastwood ist hier die Gratwanderung gelungen, sich filmisch mit dem Tod auseinanderzusetzen und dabei weder esoterisch noch kitschig zu werden. Ich sehe zwar immer noch Jason Bourne, wenn ich Matt Damon da etwas hölzern durch die Kulissen stakst, aber es gibt auch wunderbar schöne Momente mit ihm. Wie die Storylines am Ende zusammen laufen ist zwar etwas platt, aber um überraschende Wendungen geht es hier auch nicht, sondern einzig und allein darum, wie universal die Frage nach dem Tod (und somit auch nach dem Leben) ist.Mehr anzeigen


hayachris

vor 13 Jahren

Clint Eastwood! Ein Mann der zum überlegen animiert! Toller Film, tolle Geschichte!


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