Greenberg USA 2010 – 107min.

Filmkritik

Vom Verlieren und Verletzen

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Wenn man an das amerikanische Kino denkt, kommen einen schlaglichtartig Hollywood, Großproduktionen und Glamourstars in den Sinn. Dabei gibt es eine andere, ebenso gefeierte Seite des US-Kinos: der amerikanische Independentfilm. Mit Noah Baumbachs "Greenberg" wurde auf der 60. Berlinale wieder ein Korrektiv des gängigen Stereotyps präsentiert.

Los Angeles. Die junge und attraktive Florence arbeitet als persönliche Assistentin der Familie Greenberg. Sie erledigt Einkäufe, macht Botengänge, kümmert sich um administrative Aufgaben, hält die elegante Villa in Schuss, kurz: Sie organisiert das komplette Leben der Greenbergs. Als diese in den Urlaub nach Vietnam fahren ist Florence plötzlich auf sich gestellt, denn um das Haus kümmert sich Roger (Ben Stiller), der Bruder ihres Chefs.

Haussitter Roger, gerade aus einer psychiatrischen Behandlung entlassen, hat nach einer kurzen Musikerkarriere auf Tischler umgesattelt und will die kommenden Wochen mit Nichtstun verbringen. Doch die Treffen mit seinem besten Freund Ivan und seiner Ex-Liebe Beth lassen ihn feststellen, dass er in seinem Leben schon lange auf der Stelle tritt. Als sich Rogers und Florences Wege immer öfter kreuzen, versuchen die beiden Suchenden sich gegenseitig Halt zu geben.

Mit "The Squid and the Whale" wurde Noah Baumbach zum neuen Liebling des amerikanischen Independent-Kinos und immerhin gab es dafür eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch. Mit "Greenberg" bleibt er allerdings hinter den, vielleicht zu hoch gesteckten, Erwartungen zurück. Dabei ist die Figur des Roger Greenberg mit all seinen Neurosen und Unzulänglichkeiten der Urtypus des sympathischen Antihelden. Überhaupt entpuppt sich Ben Stiller als ideale Besetzung für diese Rolle, überraschend tiefgründig spielt er die zerrissene Seele, getrieben von Zynismus, Leere und Hoffnung, deren Stimmungsschwankungen Stiller präzise auf die Leinwand bringt.

Doch leider sind nicht alle Charaktere so komplex ausgearbeitet, wodurch einiges an Potential ungenutzt verpufft, dabei hätte es nur hier und da ein wenig mehr Kantigkeit gebraucht. Dieses dramaturgische Manko verwundert, denn gerade die Dialoge zeugen von einem gutem Drehbuch: die Genauigkeit und der hintergründige, nicht immer gleich ersichtliche Humor in den Dialogen sorgt beständig für die großartigen und hellen Momente des Films. Und obwohl Baumbach versucht, eine Balance zwischen Komik und Tragik zu halten, bringt er diese Elemente oft nur im Mittelmaß zusammen. So wie Greenberg im Film hat auch Baumbach in seinem gleichnamigen Werk nicht alle sich ihm bietenden Möglichkeiten ergriffen.

17.02.2010

3

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Kommentare

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cercamo

vor 13 Jahren

langweilig. Sorry, aber von Ben Stiller kommen einfach nur schwachsinne Filme. Auch auf dem Cast oben zum Film ist er nicht mal unter den ersten gelistet; -) Zufall?


uschel

vor 14 Jahren

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Ein gelungenes Stück Film mit Humor, schöner Kamera, gut gespielt von Greta Gerwig und Ben Stiller. Oder haben sie etwa gar nicht gespielt und waren nur sich selber? Wer weiss...

Und warum um Himmels Willen müssten, wenns nach der Filmkritik ginge, die Charaktere noch mehr komplex ausgearbeitet sein? Es reicht doch schon, wenn die Charaktere selber einen Komplex haben! Oder etwa nicht...Mehr anzeigen


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