Women Without Men Österreich, Frankreich, Deutschland 2009 – 95min.

Filmkritik

Gestylter Aufschrei gegen Diktatur

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Der erste Spielfilm von Shirin Neshat, der im Exil lebenden weltbekannten iranischen Künstlerin, ist eine verstörend intensive Irrfahrt von vier Frauen durch eine Männerwelt voller Gewalt und Wahnsinn. Er besticht durch ausgesucht fein gestaltete Bilder, ist jedoch erzählerisch etwas konfus.

Eine junge, politisch interessierte Frau wird von ihrem fanatisch-religiösen Bruder zu Hause gefangen gehalten. Eine Frau mittleren Alters ist mit einem gefühlskalten hohen Offizier verheiratet und möchte aus dieser unglücklichen Ehe endgültig ausbrechen. Eine junge Prostituierte kann Männern nicht mehr ins Gesicht sehen, während eine Freundin der erst genannten Frau nur einen einzigen Wunsch hat, nämlich deren tyrannischen Bruder zu heiraten.

Diese vier Frauenschicksale spielen sich im Teheran des Sommers 1953 ab, in einem historischen Moment, als ein vom CIA inspirierter Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung des linksnationalistisch orientierten Premierministers Mohammed Mossadegh beginnt. Eine breite Volksbewegung kann diesen Putsch zunächst erfolgreich abwehren, doch der Widerstand wird blutig niedergeschlagen und das Regime des Schah installiert. Dieser historische Hintergrund ist in jedem Moment präsent, auch wenn "Women Without Men" mit Bildern reiner Poesie beginnt, welche die weltbekannte Videokünstlerin Shirin Neshat verraten, die sich hier erstmals an das Medium des konventionellen Spielfilms gewagt hat. Das Resultat ist zwiespältig: Bisweilen hat man das Gefühl, der Film pendle etwas unentschlossen zwischen Politdrama und jener Welt hin und her, in welcher sich Shirin Neshat bisher ihre Verdienste erworben hat.

"Women Without Men" ist ein Film, der das berühmte Diktum vom Persönlichen, das auch politisch sei, exemplarisch umsetzt. Basierend auf dem 1989 erschienenen gleichnamigen Roman von Sharnush Parsipur, die danach aus dem Iran flüchtete, inszeniert Shirin Neshat die subtil ineinander verwobenen Geschichten der vier freiheitsliebenden Frauen als einen bald düsteren, bald farbenfrohen Aufschrei gegen ein menschenverachtendes Regime und gegen Frauenunterdrückung. So wie Shirin Neshat sich auch in ihren Photografien und Videoinstallationen immer wieder mit der Stellung der Frauen in ihrem Heimatland auseinandergesetzt hat, wird auch hier eine Männerwelt präsentiert, in der Diktatur und Patriarchat Hand in Hand gehen. Shirin Neshat widmet "Women Without Men" all jenen, die im Iran seit Beginnn des 20.Jahrhunderts bis in die heutigen Tage für Demokratie gekämpft haben. Klar ist, dass damit auch jene DemonstrantInnen gemeint sind, die vor Jahresfrist die Weltöffentlichkeit bewegten.

16.07.2010

4

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Kommentare

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ninaprod

vor 13 Jahren

Die Tatsache, dass Shirin Neshat eine Installationskünstlerin ist, macht diesen Film zu etwas Besonderem. Durch wunderbare Bilder, aber auch teilweise ziemlich verstörende, ensteht der Eindruck, dass man jeden Moment auf die Pause-Taste drücken könnte und eine eindrückliche Fotografie vor sich hätte. Die Handlung rückt jedoch ein wenig in den Hintergrund und die Geschichte der vier Frauen wird einbisschen märchenhaft. Zum Beispiel als Faezeh im Garten ein Amulett vergraben will, ruft im gleichen Moment die eingegrabene Munis nach ihr als ob sie wüsste, dass Faezeh da ist. Doch auch in solchen Szenen liegt der Zauber dieses Films, da die Stimme von Munis in diesem Moment wie ein Hauchen aus dem Jenseits klingt. Auch bleibt die Frage offen, woher Munis die "Oase" kennt in der sie Faezeh hinbringt. Die historischen Ereignisse im Iran 1953 werden wiederum viel klarer erzählt. Die Bilder des Films sind mir jedoch immer noch präsent und ich könnte den Film nochmals schauen. Einfach grossartig!Mehr anzeigen


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