Up in the Air USA 2009 – 105min.

Filmkritik

Up in the Air

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

George Clooney spielt einen Mann mit peinlichem Job und traurigem Leben. Gleichwohl glättet er einem in der Rolle von Downsizer Ryan Bingham die Krisenfalten aus dem Gesicht. Inszeniert hat «Up in the Air» Jason Reitman («Juno»), der mit George Clooney den zurzeit nettesten Hollywoodstar auf einen romantischen Erkenntnistrip schickt.

«Up in the Air» handelt von einem Geist. Der Geist hat einen Geisterjob und lebt in Geistersphären, irgendwo zwischen bröckelnder Ozonschicht und Bye-Bye-Bar. Ryan Bingham (George Clooney) ist Angestellter einer Firma, die ihre Mitarbeiter an Firmen-Kader vermittelt, die das Feuern von Arbeitern feige ausgelagert haben. So reist Bingham von einem Ende der USA ans andere, stellt anonym Angestellte vor die Tür und ist, bevor es die Geschassten fassen können, auch schon unterwegs zur nächsten Vollstreckung. Damit hätte Regisseur Jason Reitman eigentlich das für die gegenwärtige Krise perfekte Monster geschaffen, wäre da nicht George Clooney. Der sexy Herzensbrecher mit der sozialen Ader schafft es als unwiderstehlicher Sympath selbst einen aalglatten Typen wie Bingham zu vermenschlichen und als lernfähige Kreatur darzustellen.

So verhält sich Bingham bei Kündigungen zwar nicht wirklich mitfühlend, aber auch nicht zynisch. Zwar erscheint die mit dem Job verbundene Lebensweise - kein fester Wohnsitz, keine festen Beziehungen, dafür ungebunden in der Luft oder in Gold-Karten-Wartelounges am Flughafen - zunächst als Belohnung, doch dann ändert Reitman die Tonlage und verwandelt «Up in the Air» in einen durchaus ernsthaften Erkenntnistrip. Dazu zaubert er zwei Frauen ins Leben des charmanten Rausschmeissers. Da ist einmal Alex Goran (Vera Farmiga), die selbstbewusste Geschäftsfrau, deren Leben in Bingham-ähnlichen Bahnen verläuft. Weil man sich mag, sind die Geschäftstermine abgestimmt und jene Daten für Schäferstündchen rot markiert, an welchen man im selben Hotel nächtigt. Bingo! Eine Beziehung ganz nach Binghams Geschmack, wäre da nicht bald einmal insgeheim der Wunsch nach mehr als nur Flüchtigkeiten.

Schwieriger gestaltet sich das Verhältnis zur jungen Natalie Keener (Anna Kendrick), die Binghams Leben zu ruinieren droht. Wer dachte, eine auf Downsizing spezialisierte Firma könnte selbst nicht auch rationalisiert werden, sieht sich getäuscht. Natalie hat Binghams Boss (Jason Bateman) schon fast vom neuen System überzeugt: Die in Auftrag gegebenen Kündigungen sollen zukünftig online ausgesprochen werden, womit sich Flugmeilen und Hotelaufenthalte sparen liessen. Bereits sieht der Old-School-Rausschmeisser seinen geliebten Lebensstil entschweben. Nur mit grösster Mühe ringt er seinem Boss ein Zugeständnis ab: Natalie muss im direkten Wettbewerb mit Bingham die Tauglichkeit ihres Systems beweisen und deshalb mit dem Oldie erst mal auf Reisen gehen.

14.07.2014

4

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Worauf der Film "Up in the Air" hinauswill, wird einem erst am Ende richtig klar. George Clooney hat als "Ryan Bingham" den Job, für verschiedene Firmen Kündigungen auszusprechen und dies den Betroffenen als Neuanfang schönzureden. Dies ist zwar durchaus unterhaltsam, aber eher nur Füllmaterial für die Lauflänge. In der Handlung geht es letztendlich darum, wie wichtig der Kontakt zu anderen Menschen ist und dass der Schein des einsamen Glücklichseins manchmal trügen kann.
Ein tolles Drama, das mit der Leichtigkeit einer Komödie daherkommt.
7.5/10Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Abheben und Landen. Eigentlich eine sehr bedrückende Story. Wie George Clooney's 'The Ides of March', wo sie wieder aktuell aller Orts in den Vereinigten Staaten zur Wahl stehen könnte. Themen wie Gesundheit, Familie, Beistand, Loyalität oder Job. Der Titel 'Up in the Air' sagt schon viel darüber aus. Der Protagonist findet gegen Ende dieser Story mehr über sich selber aus, wie er für andere einsteht und wie viel er für sie tun kann.Mehr anzeigen


Duelli

vor 11 Jahren

so was von schlecht.


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