Nord Norwegen 2009 – 78min.

Filmkritik

Into the White

Filmkritik: Sibylle Gerber

Ein depressiver Skilift-Wärter begibt sich auf seinem Schneemobil auf einen etwas anderen Roadtrip durch den Norden Norwegens. Der Dokumentarfilmer Rune Denstad Langlo zeichnet in seinem Spielfilmdebüt ein melancholisches, aber humorvolles Porträt von sympathisch verschrobenen Norwegern.

Jomar (Anders Baasmo Christiansen) lebt in einem mittelnorwegischen Skigebiet so dahin. Die meiste Zeit schläft er in seiner Holzbaracke direkt neben dem Skilift. Wenn er wach ist, versucht er mit viel Alkohol, Zigaretten und dem "National Geographic Channel" seine Einsamkeit zu vertreiben. Als er erfährt, dass er einen vierjährigen Sohn im Norden Norwegens hat, beschliesst er, sein langweiliges Leben hinter sich zu lassen und fährt mitten in der Nacht mit seinem Schneemobil in das weisse Nichts; sein einziger Vorrat ist ein Kanister mit Schnaps. Unterwegs trifft er immer wieder auf eigenwillige Menschen, die trotz des harten Winters und einsamen Lebens im wenig besiedelten Norden geblieben sind. Sie sind - jeder auf seine Weise - froh um Jomars Gesellschaft und bringen ihrerseits den unsicheren Mann ein Stückchen weiter.

Das Roadmovie, wie man ihn kennt, wird in Jomars Reise frech dekonstruiert: Der norwegische Regisseur Rune Denstad Langlo kehrt das Genre gleichsam um und nennt das Produkt selber treffend "antidepressives Off-Road Movie". Der kauzige Einzelgänger fährt auf seiner Odysee nämlich in Schneemobil-Tempo weit ab von geteerten Strassen - dort, wo es nur Schnee, Stille und selten ein paar Holzhäuser gibt, die zu einem verlorenen Dörfchen zusammenstehen. Der Film gleitet mit einem entschleunigten Erzähltempo und einer konsequenten Ereignislosigkeit so dahin - ohne aber Tiefe vermissen zu lassen: Das Spiel mit dem Genre und seine Verfremdung funktioniert. Das liegt auch an der Ernsthaftigkeit des unaufgeregten Schauspiels.

Für den Film wurden vorwiegend Laienschauspieler aus der Gegend engagiert, die zum ersten Mal vor der Kamera standen und teilweise sogar sich selbst spielen. Sie und der Protagonist, der einzige Profi, brachten dem Film seine Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit des trockenen, subtilen Humors der Bewohner. Still lässt der Regisseur in seinem Spielfilmdebüt die Kamera auf die Schauspieler und die Natur um sie herum halten. Man wähnt sich in einer feinfühligen Dokumentation über das Leben und die melancholischen Einwohner der Gegend. Auch die Aussenaufnahmen mit den umwerfenden Schneelandschaften tragen ihren Teil dazu bei, den ganzen Film als wenig inszeniert zu sehen. Das ist aber nicht weiter erstaunlich, war doch der Regisseur bis anhin als Dokumentarfilmer tätig.

06.01.2010

4

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Kommentare

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vlad77

vor 14 Jahren

Viele Winteraufnahmen, welche dur 3 Kurzgeschichten (dann wenn die Hauptperson auf Menschen trifft) unterbrochen werden. Die Dialoge sind gut und witzig, leider ist der Mann aber 2/3 des Films alleine im Schnee unterwegs.

Und die erwarteten Landschaftsbilder konnten mich auch nicht überzeugen: Schnee, Wind und Kälte ist eigentlich alles was nach dem Film bleibt.Mehr anzeigen


crazydave

vor 14 Jahren

Wunderschöne Landschaftsbilder, viel Humor, Tragik und Poesie


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