District 9 Kanada, Neuseeland, Südafrika, USA 2009 – 112min.

Filmkritik

Segregation, Mutation und Munition

Christof Zurschmitten
Filmkritik: Christof Zurschmitten

Es ist die grösste Überraschung des Kino-Jahres: Ein Film über Katzenfutter fressende Aliens in Südafrika, der die Apartheid anklingen lässt, stürmte die Spitze der US-Kinocharts. Ob der Gesellschaftskommentar oder doch eher die deftigen Actionszenen die Zuschauer anlockten, sei dahingestellt - zu sehen gibt es auf jeden Fall eine Menge.

Es beginnt als eine Mischung aus Archivbildern, Expertenberichten und Live-Aufnahmen, die in Doku-Manier ein grimmiges Bild der Lage zeichnen: In den 1980ern strandet ein Raumschiff voller ausgehungerter Ausserirdischer über dem von Apartheid zersetzten Johannesburg. Die örtlichen Behörden üben die Fortsetzung ihrer Politik mit anderen Spezies und verbannen die insektenartigen Ankömmlinge in den titelgebenden "District 9".

Zwanzig Jahre später ist der Bezirk zum Ghetto geworden, in dem sich Gangs neben darbenden Ausserirdischen unter menschen- und alienunwürdigen Bedingungen breit machen. Unhaltbare Zustände also, weshalb der Bürokrat Wikus van der Merwe (Sharlto Copely) beauftragt wird, die Aliens in ein Camp ausserhalb der Stadt zu deportieren. Sein blind-beflissener Eifer wird jäh gestoppt, als er bei der Räumung mit einer seltsamen Flüssigkeit in Kontakt kommt - und sich plötzlich gejagt sieht von verschiedenen Fraktionen, die allesamt ein ungesundes Interesse an seinem Körper zeigen, mit dem zunehmend bizarre Dinge vor sich gehen.

Mit seinem Körper mutiert auch der Film von einer straff geschnittenen Pseudo-Dokumentation zum konventionelleren Sci-Fi-Film. Die ruckelnde Handkamera kommt zur Ruhe, bis selbst Platz für Szenen bleibt, die die Gefühlsklaviatur bespielen, wie es einst "E.T." mit seinen Spinnenfingern tat. Währenddessen läuft der restliche Film immer stürmischer auf eine "Starship Troopers" würdige Schiesserei zu - genüssliche Ausschmückung der destruktiven Wirkung von Alien-Waffen inklusive.

Die durchwegs gelungenen Spezialeffekten tragen die Handschrift Peter Jacksons, der dem südafrikanische Regietalent Neill Blomkamp als Produzent den Weg zum Erfolg ebnete: wie Jacksons Frühwerk ist auch "District 9" von einer schwarzhumorig-schelmischen Spur durchzogen. Das mag das humanitäre Anliegen unterwandern, ist dafür aber zweifelsohne dem Unterhaltungswert umso zuträglicher. Die Alienmär aus Johannesburg will denn auch weniger eine Apartheids-Metapher im Sci-Fi-Gewand sein als ein Sci-Fi-Kracher mit Anflügen von Hintersinn. Als solcher gründet er aber immer noch tiefer und platziert sich höher im Actionolymp als all die "Transformers" und "Terminators" dieser Tage.

27.01.2012

4

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Gelungene Darstellung der Aliens, spannender und kurzweiliger Film.


sven001

vor 10 Jahren

Interessant gemachter Alienfilm! sehr kurzweilig, hat jedoch meines erachtens einige Lücken in der Storyline.


frozone

vor 14 Jahren

Ein Sci-Fi Ghettofilm, der sich wie schon Cloverfield etwas völlig Neues getraut... doch von der Youtube-Generation kaum gewürdigt wird...


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