Cold Souls Frankreich, USA 2009 – 101min.

Filmkritik

Being Paul Giamatti

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Um eine Schaffenskrise zu überwinden lässt sich der Schauspieler Paul Giamatti von einer Firma die Seele entfernen. Die geht verloren und Giamatti muss sich im eisigen Russland auf die Suche nach ihr machen. Die skurille Tragikomödie ist dem grossartigen Paul Giamatti auf den Leib geschrieben.

Nach Spike Jonzes "Being John Malkovich" versucht auch "Cold Souls" das Innenleben eines renommierten Schauspielers auf die Leinwand zu holen. Und wie John Malkovich spielt Paul Giamatti in "seinem" Film sich selbst. Giamatti, der spätestens seit "American Splendor" als grosser Schauspieler bekannt ist, gibt sich als mürrischen und gepeinigten Sonderling. Er hadert mit den Theaterproben zu Tschechows "Onkel Wanja", in dem er die Titelrolle spielen soll. Als er von einer Firma hört, die ihren Kunden die Seele operativ entfernt und diese dann verwahrt, willigt er leichtfertig ein, weil er glaubt, so besser spielen zu können. Als er sie dann zurückhaben will, ist die Seele bereits im illegalen Seelenhandel zwischen der USA und Russland verloren gegangen.

So schrullig, wie die Geschichte klingt, ist der Film bei weitem nicht. Zwar beweist Nachwuchstalent Sophie Barthes, die das Drehbuch geschrieben hat und selbst Regie führt, viel Gespür für Komik, möchte aber auch immer wieder eine feinfühlige und poetische Auseinandersetzung mit dem Wesen der menschlichen Seele liefern. Über weite Strecken ist "Cold Souls" eine äusserst gelungene Komödie, die dank Giamatti zu unterhalten weiss. Aber er hätte viel mehr sein können.

Denn was die Grundlage spannender Gedankenspiele und vor allem auch die One-Man-Show eines ausgezeichneten Charakterdarstellers sein könnte, schöpft diese Möglichkeiten kaum aus. Giamatti erhält als Zugpferd erstaunlich wenig Raum und wenn man zum Schluss endlich in seinen Kopf blicken darf, findet man dort nicht viel mehr als einige klischierte Kindheitserinnerungen. "Cold Souls" scheint selbst nicht so genau zu wissen, was denn nun die Seele im Menschen bewirkt und lässt sich dabei auch nicht auf Spekulationen ein. So verhält sich beispielsweise die verwöhnte russische Seifenopern-Darstellerin immer gleich, egal, ob sie nun ihre eigene oder Giamattis Seele in sich trägt.

So ist der Film zwar eine unterhaltsame Komödie, enttäuscht aber gleichzeitig, weil man sich oftmals mehr Mut zum Unkonventionellen wünschen würde. "Cold Souls" bleibt leider hinter dem zurück, was mit der spannenden Ausgangslage und Giamattis Talent möglich gewesen wäre. Im Vergleich zu "Being John Malkovich", dem sich der Film aufgrund der offensichtlichen Parallelen stellen muss, ist "Cold Souls" einfach zu konventionell und brav.

03.08.2010

3

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Kommentare

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lambada

vor 14 Jahren

Flauer Humor, zum Gähnen langweilig.


zuckerwättli

vor 14 Jahren


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