A Single Man USA 2009 – 100min.

Filmkritik

Schöner trauern

Isabelle Stüssi
Filmkritik: Isabelle Stüssi

Tom Ford gelingt mit seinem Filmdebüt "A Single Man" ein berührendes männliches Melodram. Basierend auf Christopher Isherwoods gleichnamigem Roman zeigt der Ex-Modedesigner nicht nur den erwarteten Sinn für Stil, sondern beweist Gespür für kleine Momente und ganz nebenbei auch für leisen Humor.

"Wenn ich Kleider entwerfe, denke ich nicht, wie kann ich damit am meisten Geld verdienen, sondern, wie kann ich das schönste Bild kreieren", sagte Tom Ford in einem Interview. In seinem Regiedebüt gelingt ihm weit mehr als eine blosse Aneinanderreihung "schönster Bilder" - und das hat nicht nur mit dem herausragenden Spiel von Colin Firth zu tun: Mitten in der Kubakrise kämpft er als homosexueller College-Professor mit dem Verlust seines langjährigen Lebenspartners Jim (Matthew Goode). Er schwelgt in der Vergangenheit und sitzt im Sumpf der Trauer fest. Wird er sich gar das Leben nehmen?

Fords Film - eine relativ freie Adaption der Romanvorlage - zeichnet detailliert einen Tag im Leben des Professors nach. In Rückblenden und traumartigen Sequenzen erfährt der Zuschauer von der Tragweite seines Verlusts und auch, dass die Familie des Verstorbenen seine Anwesenheit bei der Beerdigung nicht erwünschte. Wer nun denkt, es handle sich hier um ein rein oberflächliches Homo-Melodram, irrt sich. Fords Anliegen scheint nicht primär die Homosexualität in den 1960er Jahren zu sein. "A Single Man" erzählt viel universeller die Geschichte eines trauernden Menschen.

Natürlich kommt der Film äusserst ästhetisch daher. Man wäre aber auch enttäuscht gewesen, hätte Ford nicht jedes Detail minutiös geplant - besonders weil er genau dafür Dan Bishop, den Produktionsdesigner der TV-Serie "Mad Men" ins Team geholt hatte. Aber Ford hat auch den Blick für die kleinen Momente. Er nimmt sich Zeit, um Falconers Begegnungen an seinem vermeintlich letzten Tag zu zeigen. Immer wieder erhält scheinbar Belangloses Bedeutung.

Kitschig? Gar nicht! Die Sorgfalt der Inszenierung und Firth aufrichtiges Spiel schenken dem Film eine seltene Intensität. Auch stören, wie von "Variety" befürchtet, die homoerotischen Sequenzen überhaupt nicht. Klar, sind die Einstellungen mit Nicholas Hoult als erotische Pin-ups inszeniert, wirken aber weniger irritierend als vielmehr übertrieben künstlich. "Camp" eben.

Man will hoffen, dass Tom Ford der Mode- und Filmwelt erhalten bleibt. Er selber sagt: "Wir haben den Terminator als Gouverneur, und wir hatten einen Schauspieler als Präsidenten." Warum nicht auch einen Modedesigner als Regisseur?

17.02.2024

4

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Kommentare

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Tatschi82

vor 11 Jahren

Kein leicht verdaulicher Film, aber tolle Bilder und ein sensationeller Colin Firth, der mit diesem Film beweist, dass er mehr drauf hat als seichte Komödien


tomzwa

vor 13 Jahren

Der Film ist nahezu perfekt gemacht. Obwohl die Story eher dünn und handlungsarm ist, zieht er den Zuschauer in seinen Bann. Schauspielkunst vom Feinsten, gepaart mit gekonnter Umsetzung = garantierter Hochgenuss!


korabe

vor 13 Jahren

ziemlich langweilig, man kann die trauer nicht richtig spüren, schöne bilder


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