Wall-E - Der letzte räumt die Erde auf USA 2008 – 103min.

Filmkritik

Hier sind die Roboter

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Anrührend und visuell überwältigend: Mit "Wall-E" zeigen die Pixar-Studios einmal mehr, wer der Platzhirsch im Animations-Gehege ist. Und die Geschichte vom kleinen Roboter mit den grossen Gefühlen setzt nicht nur auf den Dackelblick des Hauptdarstellers, sondern geht - am Anfang zumindest - auch erzählerisch neue Wege.

Spielzeug, Fische, Autos mit Augen: Das Kabinett der Pixar-Figuren ist ebenso bunt gemischt wie niedlich. Und an Niedlichkeit ist Wall-E - der Neuzugang im Pixar-Stall - kaum zu überbieten. So treuherzig schaut der kleine Roboter von der Leinwand, dass man schon selbst eine Maschine sein muss, um ihn nicht gleich ins Herz zu schliessen. Was nicht bedeutet, dass Regisseur Andrew Stanton bloss auf den Dackelblick seines Hauptdarstellers vertraut: "Wall-E" ist Science-Fiction-Film, Liebesgeschichte, Öko-Fabel und alles in allem ganz grossartige Unterhaltung.

Die Erde in ca. 800 Jahren: Geblieben ist eine Müllhalde. Ein verlassener Planet, aus dessen Ruinen sich die letzten Menschen längst ins All gerettet haben. Geblieben ist auch ein kleiner, buchstäblich putziger Roboter mit Namen Wall-E - kurz für Waste Allocation Load Lifter - Earth-Class, ein Müllsammler. Die ersten 20 Minuten des Films tut Wall-E also nichts anderes als in Zivilisationsresten wühlen, kleine Schrottwürfel pressen und zusammen mit seinem einzigen Freund - einer Kakerlake - das Musical "Hello Dolly!" auf Video schauen. Keine Dialoge, nur "die stille Poesie", von der Charlie Chaplin- und Buster Keaton-Fans so gerne schwärmen.

Dann plötzlich Lärm: Ein Raumschiff landet und ein kleiner Roboter entsteigt ihm, der ausschaut wie ein von Apple designtes Gespenst. Eve heisst die Roboterdame und sucht auf der Erde nach Leben. So wird der Stummfilm zur Lovestory: Wall-E verliebt sich in Eve, hängt sich an ihr Raumschiff und gerät schliesslich an Bord eines riesigen Raumkreuzers voll mit fetten und faulen Menschen.

Zwanghafte Nörgler dürfen hier mit der Kritik ansetzen: Sobald "Wall-E" die Menschen trifft, macht der wortlose Slapstick einer weit konventionelleren Story Platz. Doch auch die hat noch genug Witz, um sich nicht hinter anderen Pixar-Werken verstecken zu müssen. Und visuell spielen Regisseur Stanton und seine Zeichner sowieso in der Meisterklasse. Für ihren 180-Millionen-Dollar-Film haben sie sich den Coen-Kameramann Roger Deakins ("No Country for Old Men") als visuellen Berater geholt. Entstanden ist eine bis ins letzte Detail liebevoll gestaltete Film-Welt, die man besser an Klassikern wie Stanley Kubricks "2001: A Space Odyssey" misst denn an anderen Trickfilmen.

17.02.2024

4

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Kommentare

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cathline2

vor 4 Jahren

Jöööö herzig, lange in Erinnerung bleibend die Stimme von Wall :-)... der Letzte räumt die Erde auf...
Anstoss an unser Konsum- und Umweltverhalten ist klar gegeben.


tuce

vor 7 Jahren

Die Darstellung unserer Gesellschaft in der Zukunft ist gar nicht so abwägig. Der Roboter hat Menschenähnliche züge, nicht äusserlich aber innerlich.


1234jopy

vor 9 Jahren

Herzergreifend, plötzlich kann man sich Roboter als "Haustiere" vorstellen.


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