U-900 Deutschland 2008 – 99min.

Filmkritik

Indys bekloppter Bruder

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

In seinem ersten Spielfilm ist der Fernsehkomiker Atze Schröder ein Tagedieb im Zweiten Weltkrieg, der sich mit einem gekaperten Nazi-Unterseeboot nach Amerika absetzen will. Das Einzige, was dabei in die Tiefe geht, ist selbstverständlich das U-Boot.

Die Ausgangslage ist in ihrer Unsinnigkeit beinahe wieder charmant: Dass Atze Schröder sich mit Lockenfrisur, 70er-Sonnenbrille und Lederjacke plötzlich ganz anachronistisch im Nazideutschland der 40er-Jahre herumtreibt wird ebenso wenig erklärt wie hinterfragt. Das ist recht erfrischend, denn durch die neue Umgebung wird die Figur Atze Schröder aus ihrem etwas festgefahrenen Witze-Repertoire gerissen.

Ausserdem ist der Atze Schröder-Film viel weniger eine One-Man-Show, als man es vielleicht erwarten würde. Statt ununterbrochenem Sprücheklopfen, setzt man vielmehr auf die erstaunlich schwungvoll erzählte Geschichte: Schröder will sich mit seinem jüdischen Freund und einer unterwegs aufgegabelten Konditorin (Yvonne Catterfeld) mit einem gekaperten U-Boot nach New York absetzen. Er weiss allerdings nicht, dass sich an Bord des U-Bootes etwas befindet, das ein Nazi-General mit allen Mitteln in seinen Besitz bringen will: Der Heilige Gral.

Der Gral macht deutlich, woraus der Film auch sonst keinen Hehl macht: "U-900" wäre am liebsten ein Abenteuerfilm und kupfert massiv bei "Indiana Jones" ab. Die Abenteuergeschichte ist bestimmt nicht der Gipfel der Originalität und auch nicht brüllend komisch, aber sehr souverän und aufwändig inszeniert und durchwegs unterhaltsam.

Die grosse Frage bleibt natürlich: Dürfen in einem deutschen Film die Nazis als debiler Haufen von Fanatikern dargestellt werden? Denn hier gleicht der Film "Indiana Jones" am stärksten: Die Nazis sind nicht nur abgrundtief böse, sondern auch völlig bekloppte Witzfiguren. Ob diese Banalisierung des Holocaust auch in einem deutschen Film möglich ist, sei dahingestellt. Regisseur Sven Unterwaldt ("7 Zwerge") meint hierzu, dass jede Gelegenheit genutzt werden müsse, um Stimmung gegen rechts zu machen. Und gerade weil sich "U-900" auch an ein einfach gestricktes Publikum richtet (das sind die Worte des Regisseurs), müsse eben auch auf dieser Ebene Kritik am Nationalsozialismus geübt werden.

Diese Frage mal beiseite geschoben, bleibt "U-900" ein ordentliches Vergnügen, das selbst für Menschen erträglich ist, die Atze Schröders Fernseh-Sketchen gar nichts abgewinnen können.

05.11.2008

3

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Kommentare

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Patrick

vor 13 Jahren

Das Boot.
Der Film ist zimlich albern und Witzlos, aber die coole Machart und das witzige Filmende retten U-900 vor dem total absturz.
Der neue Film von S. Unterwaldt Jr, (Bald auf DVD) mit Otto ist aber um längen besser.


jessi306

vor 14 Jahren

Götz otto ist sooooooooo cool


cineast2001

vor 15 Jahren

Ich schließe mich der vortrefflich-konzisen Beschreibung von Tobi zu 100% an! Dem ist nichts hinzu zu fügen!


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