Interview

David Fincher: «Ich glaube, ich habe unterschätzt, was gute Schauspieler bewirken können.»

Interview: Portmann Media

Der Regisseur konnte sein Projekt ruhiger angehen, da er so gute Schauspieler hatte.

David Fincher: «Ich glaube, ich habe unterschätzt, was gute Schauspieler bewirken können.»

Q: Es ist schön Sie hier in Paris zu sehen. Ihre Filme waren schon immer sehr vielseitig. Doch für diese Geschichte mussten Sie als Regisseur doch vor Freude einen Sprung gemacht haben?A: Ich habe noch nie so richtig darüber nachgedacht, aber ich bekomme wirklich nicht sehr viele romantische Komödien oder Liebesgeschichten. Die Geschichte von Benjamin Button ist wundervoll, sowie auch das Skript. Es wurde von einem meiner liebsten Schreiber geschrieben. Es war eine gute Möglichkeit. Q: Die Ästhetik, wie die Erlebnisse der Figuren dargestellt werden, ist sehr wichtig im Film. Wie eng arbeiten sie mit den verschiedenen Filmformen zusammen? Wie wichtig ist die Kunst dabei?A: Ich glaube das Wichtigste in dieser Hinsicht ist, dass man sich ständig im Prozess des Diskutierens befindet. Die Anschauungen ändern sich und wenn man sich nur an ein Konzept hält, dann zeigt dass nicht wer du wirklich bist oder was du wirklich filmen möchtest. Es ist dumm und eine Zeitverschwendung. Ich versuche mich sehr in die Anfänge eines Filmes einzubringen. Ich studiere Fotographien und Zeichnungen von anderen Leuten und rede darüber, was man genau zeigen möchte. Man hofft, dass man sich schliesslich an einem Set befindet, an welchem sich jeder sehr engagiert. Das ist die Hoffnung aber dann gibt es auch noch die Realität. Die Realität zeigt, wie es wirklich sein wird.Q: Ja absolut, dann geht es darum, was sich ereignet und was nicht. Und auch wie einfach es die Schauspieler für einen machen.A: Ja ich muss schon sagen, ich komme ja von der Werbung und habe auch schon viele Musikvideos gedreht. Ich habe zu dieser Zeit immer sehr darauf geachtet, was genau die Kamera filmt und wo sie sich befindet. Ich glaube, ich habe unterschätzt, was gute Schauspieler bewirken können. Man muss nicht mehr so hart arbeiten. Ich hatte Cate Blanchett, Brad Pitt und Tilda Swinton. Das sind alles Leute, denen man gerne zusieht. Man kann sich zurücklehnen und sagen: «Zeig mir etwas.» Man kann das Projekt viel ruhiger angehen. Sie sind unglaublich gut darin einen Moment festzuhalten und richtig wiederzugeben. Sie verstehen die Materie und somit ist das Ganze überhaupt nicht eng, sondern viel freier.Q: Wie wichtig ist es für Sie, ob und für wie viele Oscars ihr Film nominiert wurde?A: Normalerweise werde ich überhaupt nicht für die Oscars nominiert. Also normalerweise bedeutet es mir nicht viel. Ich versuche nicht viel Gewicht darauf zu legen. Wenn man aus diesem Grund Filme macht, um eine Menge Geld einzuspielen und es schliesslich nicht soweit kommt, dann ist man nur enttäuscht. Wenn man versucht Filme zu machen, die jeder liebt und es nicht so herauskommt, dann ist man wiederum enttäuscht. Dasselbe gilt auch für die Awards. Man hofft natürlich, dass der Film gut ankommt, Geld einbringt und die Leute ihn mögen. Von allem ein bisschen. Ich möchte in meinem Leben die Möglichkeit haben, Filme zu drehen, die ich wirklich drehen möchte. Geschichten zu finden, die ich finden möchte. Und mit Leuten zusammen zu arbeiten, mit denen ich auch zusammenarbeiten möchte. Ich möchte die Filme so machen, wie ich sie sehe. Alles andere ist Nebensache.

28. Januar 2009

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