So ist Paris Frankreich 2008 – 129min.

Filmkritik

Eine Metropole als Filmstar

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Die französische Hauptstadt wird in Filmen immer wieder als Stadt der Liebe und des Lichts inszeniert. Cédric Klapisch kann die dadurch gegebene Klischeegefahr aber nicht schrecken: Er hat seinen Episodenfilm so schlicht wie selbstbewusst «Paris» genannt, zeigt keine Scheu vor vermeintlich abgenutzten Bildern wie dem nächtlich erleuchteten Eiffelturm und begleitet gleich eine Vielzahl von Protagonisten bei ihren Spaziergängen und Streifzügen durch die fotogene Stadt.

Da ist zum Beispiel der Tänzer Pierre (Romain Duris), der sein schillerndes Leben gegen die Einsamkeit in den eigenen vier Wänden eingetauscht hat, seit er an einer Herzkrankheit leidet und auf seine Operation wartet. Auch seine Schwester Elise (Juliette Binoche) ist nicht im klassischen Sinne glücklich, während sie eigentlich auf die Liebe hofft, vor lauter Stress mit den Kindern und dem Job als Sozialarbeiterin aber kaum dazu kommt, wirklich nach ihr zu suchen. Der von Lebenskrisen geschüttelte Professor Roland Verneuil (Fabrice Luchini), ein Experte für die Pariser Geschichte, verliebt sich derweil völlig ungehemmt in eien Studentin (Mélanie Laurent). Und dann sind noch ein Marktverkäufer (Albert Dupontel) mit Familienproblemen, eine Bäckerin (Karin Viard) mit neuer Aushilfe und ein junger Schwarzafrikaner, für den das ferne Paris das gelobte Land sein könnte.

Dass Cédric Klapisch kein Problem damit hat, ein großes Ensemble in den Griff zu bekommen, bewies er schon mit seinen beiden «L'auberge espagnole»-Komödien, in denen er eine bunt gemischte Studenten-WG erst durch Barcelona, dann durch ganz Europa scheuchte. Dieses Mal spannt er den Bogen ein wenig Generationen und teilweise auch Schichten übergreifender, doch irgendwie ist ihm der emotionale Schwung abhanden gekommen, den es braucht, um derart viele und kleinteilig erzählte Geschichten unter einen Hut zu bringen.

Sicher, der Tonfall ist für dieses Patchwork über Leben, Liebe und Tod in Paris ganz bewusst eher ruhig und oft melancholischer gewählt als in Klapischs Vorgänger-Filmen, die Sonne scheint absichtlich spärlich. Doch zu selten gelingen ihm Momente, die tatsächlich in Erinnerung bleiben, während er ein wenig uninspiriert und ermattend von Allgemeinplatz zu Allgemeinplatz durch die Pariser Arrondissements huscht.

Den Schauspielern ist der mangelnde authentische Charme von «Paris» nicht anzulasten, schließlich fährt Klapisch hochkarätige Namen des französischen Kinos auf. Sein «L'auberge espagnole»-Hauptdarsteller Romain Duris etwa überzeugt auch als Protagonist mit Weltschmerz und Sehnsucht nach Nähe, während an seiner Seite Juliette Binoche wieder einmal beweist, dass niemand so kunstvoll gleichzeitig liebenswürdig und spröde ist wie sie. Eigentlicher Star des Films ist natürlich aber Paris selbst, und man kann der Stadt nicht vorwerfen, dass sie ihren Job nicht wieder ganz hervorragend machen würde. Sie wurde nur eben in der Vergangenheit schon wesentlich origineller in Szene gesetzt als in diesen arg langen 130 Minuten.

17.02.2024

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Die besten Episodenfilme sind die, bei denen man die Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge gar nicht bemerkt. Das ist Cedric Klapisch hier recht gut gelungen. Zumal er ein Pärchen (Bruder und Schwester: Juliette Binoche und Romain Duris) in den Mittelpunkt stellt, um den herum die anderen Figuren ihre Erfahrung mit den kleinen Alltagsproblemen machen. Es geht dabei um nichts Weltbewegendes. Es geht um die Liebe mit ihren Erwartungen und Enttäuschungen, um den Job, um Krankheit und Tod. Mal ist es lustig, mal ernst oder sogar traurig und immer ganz dicht an den Menschen - hier den Bewohnern von Paris. Aber es ist nie uninteressant. Das liegt zum einen an dem Einfallsreichtum des Drehbuchs, zum anderen an den guten, prominenten Schauspielern. Außerdem spürt man den pochenden Puls der Seinemetropole, die niemals schläft genau wie manche Figuren des Films. Gute Unterhaltung.Mehr anzeigen


selinaburri

vor 15 Jahren

schade. war enttäuscht. und die story mit dem alten prof. und der jungen studentin hat mich angewidert. gute schauspieler. langweiliger film.


selinaburri

vor 15 Jahren

langweilig. empfehle ich nicht. dann hat mich auch noch der alte mann mit der jungen studentin angewidert. schade...


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