CH.FILM

Geld oder Leben Schweiz 2008 – 86min.

Filmkritik

Von Gaunern und Bankern

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Der Traum von der grossen Kinowelt lebt auch in Basel. Dort hat eine kleine Produktionsfirma das schräge Gaunerdrama «Geld oder Leben» auf die Beine gestellt. Das illustre Figurenkabinett und die flotte Inszenierung sorgen für verspielte Unterhaltung.

Als der Computer-Experte Frank (Marcello Montecchi) seinen Arbeitgeber auf Sicherheitslücken im Online-Banking hinweist, wird er vom Bankdirektor verleumdet und landet vorübergehend unschuldig im Knast. Dort werden der zwielichtige Polizist Max (Daniel Rohr) sowie die actionverliebte Polizistin Rahel (Mona Petri) auf ihn aufmerksam. Max überzeugt Frank, den Kampf mit der übermächtigen Bank aufzunehmen. Dabei wird Frank in einen Banküberfall verwickelt, den Max mit den Ganoven Tony (Pablo Aguilar) und Carlito (Sebastian Arenas) organisiert hat.

Leichtfüssig und augenzwinkernd wird die Geschichte des Spielfilms «Geld oder Leben» vorangetrieben. Von den Produzenten wird er als Gaunerkomödie angepriesen, doch diese Bezeichnung ist nur beschränkt zutreffend. Die Witze sind eher dünn gesät, der Krimi-Plot ist dafür umso dominanter. «Schräges Gaunerdrama» ist die wohl treffendere Bezeichnung für den Film der HGKZ-Absolventin Jacqueline Falk, die nach diversen Kurzfilmen und dem Dokumentarfilm «Der letzte Coiffeur von der Wettsteinbrücke», nun mit Geld oder Leben ihren ersten Spielfilm realisiert hat.

Falk hat in ihrem Spielfilmdebüt ein charmantes Mini-Universum entworfen, in dem sich die Figuren ständig über den Weg laufen. Das kann ein wenig zufällig wirken - oder auch als Metapher für die Kleinräumigkeit der Schweiz verstanden werden. Das reiche Figurenkabinett führt aber dazu, dass selbst einige tragende Figuren etwas gar hastig und wenig differenziert eingeführt werden. Die Handlung selbst bewegt sich zwischen fernsehgerechter Beschaulichkeit - dem Erfolgsrezept von «Die Herbstzeitlosen» - und der Schrägheit von «Verflixt verliebt».

Während die Produzenten der Low-Budget-Komödie «Verflixt verliebt» aus den beschränkten Mitteln eine Tugend gemacht haben, versuchen die Filmemacher von «Geld oder Leben» nach den Sternen zu greifen. Dabei kommt es gelegentlich zum Zusammenprall zwischen dem etwas holprigen Inhalt und der professionellen Oberfläche. Auf der technischen Ebene lässt die Produktion nämlich wenig zu wünschen übrig. Die Kameraarbeit ist einfallsreich verspielt und verleiht dem Film eine geschmeidige Note. Auch die Spezialeffekte sind erstklassig. Verblüffend für einen mit geringen Mitteln realisierten Schweizer Film sind insbesondere die Szenen auf einem Zuggelände, das Finale mit einer Autoverfolgung und die dynamische Titelsequenz.

11.06.2008

4

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Kommentare

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dominus

vor 15 Jahren

Eine köstlich schräge Gaunerkomödie.
Mich haben vor allem Wolfram Berger und
Pablo Aguilar begeistert. Zwar kein Oscarverdächtiges Drehbuch dafür ein herrlich aufgestelltes Schauspielensemble.
Ein kleiner Film der absolut sehenswert ist.


hpulli

vor 15 Jahren

gradlinig, komisch, witzig. tolle schauspieler gute Kamera. ein film zum gernhaben.


hdrobert

vor 15 Jahren

Amateurhaft inszenierter und langweiliger Klamauk. Café Bâle erscheint dagegen wie Panzerkreuzer Potjemkin von Sergej Eisenstein. Auch tollen Schauspielern wie Mona Petri wurde keine Chance gegeben die nicht vorhandene Story aufzupeppen.


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