Eldorado Belgien, Frankreich 2008 – 80min.

Filmkritik

Durchs wilde Wallonien

Filmkritik: Steven Marriott

Weite Felder, endlose Strassen, ein blauer Chevrolet: Was zunächst an ein amerikanisches Roadmovie erinnert, ist das neuste Werk des Multitalents Bouli Lanners. Er schickt zwei kauzige Kerle auf eine Reise durch das belgische Hinterland.

Es beginnt skurril. Autohändler Yvan (gespielt von Bouli Lanners selbst) bemerkt eines Abend einen Einbrecher in seinem Haus und will ihn dingfest machen. Doch Elie (Fabrice Adde) hat sich unter seinem Bett versteckt und mag nicht hervorkommen. Und eigentlich ist ja nur auf der Suche nach ein wenig Geld, um die Reise zu seinen Eltern zu finanzieren. Schliesslich ringt sich Yvan dazu durch, den armen Junkie quer durch das wallonische Hinterland bis zur Grenze zu fahren.

So nimmt ein schräges Roadmovie seinen Anfang, in dem sich zwei Gestalten in einem himmelbauen 79er Chevrolet auf die Reise machen. (Ursprünglich war ein Cadillac Eldorado geplant; das Fahrzeug konnte nicht aufgetrieben werden, der Names des Films blieb.) Zuerst fallen die grossartigen Landschaftsaufnahmen und Szenerien in Cinemascope auf. Endlose Wälder, einsame Strassen, weite Felder - "Eldorado" könnte auch irgendwo im Mittleren Westen der USA spielen, bleibt aber dennoch eigenständig. Die hervorragende Bildsprache ist dem Bildregisseur Jean-Paul Zaeytijd und Lanners' Verankerung in der Malerei zu verdanken. Begleitet wird das Geschehen von einem stimmigen Soundtrack, der auf unaufdringliche Rock- und Gitarrensongs setzt.

Die Reise durchs menschenleere Wallonien nimmt sich neben der Bildsprache eher bescheiden aus. Die beiden Protagonisten sind wortkarg, ihre Dialoge glänzen nicht durch Raffinesse. Dennoch spürt man, wie die beiden verlorenen Gestalten - trotz erheblichem Misstrauen - sich mögen und aneinander klammern. Beide hoffen auf Versöhnung und Wiedergutmachung. Doch irgendwie ist von Anfang an klar: Dafür ist es zu spät.

Berührend und tragisch inszeniert Lanner sein Roadmovie; gleichzeitig ist "Eldorado" aber auch urkomisch und charmanter als manche Komödie. Kleine Episoden, die kaum Einfluss auf die Handlung haben, bleiben in Erinnerung. Wenn sich die beiden Protagonisten nach einer regnerischen Nacht in bunte Vorhänge wickeln etwa. Oder wenn Yvan auf Geheiss von Elie seine Haare mit Klebeband an die Autodecke heftet, um nach einer durchzechten Nacht beim Fahren nicht einzunicken.

"Eldorado" gewann 2008 in Cannes die Quinzaine und den Preis der Internationalen Filmkritiker-Jury.

14.04.2024

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