Jugend ohne Jugend Frankreich, Deutschland, Italien, Rumänien, USA 2007 – 125min.

Filmkritik

Verjüngung mit Altlasten

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Francis Ford Coppolas erste Regiearbeit seit zehn Jahren und beinahe schon ein Schweizer Film: "Youth Without Youth" lässt Bruno Ganz auftrumpfen und spielt in Genf, Bern und Zürich. Das komplexe Drama um Liebe, Wissenschaft, Tod und Wiedergeburt ist alles andere als leichte Kost, aber das Durchbeissen lohnt sich.

Zehn Jahre sind vergangen seit Francis Ford Coppola letztem Film "The Rainmaker", der auch nicht gerade sein allerbester Film war. Dass der Altmeister es trotzdem immer noch kann, beweist er bei seinem neuen Film "Youth Without Youth" gleich in der Eröffnungssequenz: In einer dichten Montage nimmt er in einer imposanten Zusammenfassung den Film vorweg, ähnlich gekonnt wie bei der Eröffnung seines Meisterwerks "Apocalypse Now". Doch statt Vietnam-Soldat Willard wacht nun der Linguistikprofessor Dominic Matei schweissgebadet aus der albtraumhaften Filmvorschau auf.

Der alternde Matei (Tim Roth), dessen geistige Fähigkeiten langsam schwinden, lebt im Rumänien der Vorkriegszeit, als er plötzlich und wortwörtlich vom Blitz getroffen wird. Unter den wachsamen Augen des Arztes Stanciulescu (Bruno Ganz) erlebt Matei nicht nur eine wundersame Genesung, sondern sieht sich durch den Blitzschlag um Jahre verjüngt und mit ausserordentlicher Geisteskraft ausgestattet. Dadurch gerät er ins Interesse der Nazis und Matei flieht in die Schweiz, wo er seine verstorben geglaubte Jugendliebe Laura (Alexandra Maria Lara) wiedertrifft, die wie er durch einen Blitzschlag eine wundersame Verwandlung erlebt hat.

Coppola befasst sich in "Youth Without Youth" mit grundlegenden existenzialistischen Fragen nach Wiedergeburt, Alter und Tod und dem Preis wissenschaftlicher Erkenntnis und verlangt mit seiner komplexen Erzählung dem Zuschauer einiges ab. Phasenweise, wie im esoterischen Trip mit der transformierten Laura nach Indien, wird die poetische Tiefgründigkeit und das ständige Durcheinander aus Englisch, Sanskrit, Rumänisch und zahlreichen anderen Sprachen zu umständlich und ziemlich anstrengend. Dann wiederum, wie in der fesselnden Schlusssequenz, sind Coppolas philosophische Metaphern ebenso faszinierend wie in seinen früheren Werken.

Und wie damals lässt Coppola auch hier wieder starke Schauspieler auflaufen. Tim Roth wird als schizophrenes Superhirn einiges abverlangt und die Rolle des grossherzigen Arztes ist wie geschaffen für Bruno Ganz. Coppolas eigene Stärke liegt eindeutig im spielerischen Umgang mit der Kamera. In diesem nahezu eigenhändig finanzierten Film hält er sich mit ungewohnten Einstellungen nicht zurück, stellt die Kamera auf den Kopf oder verdoppelt seine Protagonisten. Ums Geschichtenerzählen geht es dabei erst in zweiter Linie, doch die gekonnte Inszenierungen und die präzise berechneten Montagen sind dafür hervorragend gelungen. Deshalb ist Youth Without Youth zwar immer wieder ein anstrengender, aber vor allem auch ein glänzend inszenierter und geistig herausfordernder Film.

03.04.2008

4

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