Nicht dran denken Italien 2007 – 110min.

Filmkritik

Zuhause ist es auch nicht mehr wie früher

David Siems
Filmkritik: David Siems

Der Kanadier Douglas Coupland hat einen seiner Romane "All Families Are Psychotic" genannt und damit eine wohl allgemeingültige Tatsache auf den Punkt gebracht. Vom gleichen Phänomen erzählt der italienische Filmemacher Gianni Zanasi, der seine Tragikomödie mit gemütlicher Leichtigkeit und vollkommen unaufgeregt inszeniert.

Stefano (Valerio Mastandrea) kehrt nach vielen Jahren in das Haus seiner Eltern nach Rimini zurück. In Rom hat er sich eine bescheidene Existenz als Punkrocker aufgebaut; die Erfolge lassen allerdings auf sich warten. Als er seine Freundin mit einem anderen im Bett erwischt, wird es Zeit für eine Auszeit. Doch im scheinbar vertrauten Elternhaus an der Küste haben sich die Dinge auch nicht unbedingt zum Besseren entwickelt. Die Firma des Bruders droht bankrott zu gehen, alte Schulfreunde sinnieren über Selbstmord, und der Vater erholt sich vom Herzinfarkt.

Wie in anderen Filmen des so genannten "New Sincerity"-Genres, zu denen auch die meisten Werke von Wes Anderson, "Junebug" oder "Little Miss Sunshine" zählen, liegt in "Non Pensarci" Tragik und Komik unmittelbar beieinander. Regisseur Gianni Zanasi seziert die typischen Rollenverteilungen innerhalb der fünfköpfigen Familie und bricht diese auf hervorragend ironische Weise. Dabei verhandelt die Geschichte den Konflikt zwischen dem scheinbar progressiven Stadtmenschen und den vermeintlich einfältigen Kleinstadtbewohnern.

Doch Zanasi räumt mit diesem Vorurteil auf: Bei ihm haben beide Gruppen ihre menschlichen Makel. Weder Stefano, das 36-jährige Großstadtkind, noch seinen daheim gebliebenen Verwandten wird hier eine moralische Vorbildsfunktion zugeschrieben; viel mehr zeigt Zanasi, dass die Katharsis nur dann ihre reinigende Wirkung hat, wenn die Familie das tut, wofür sie eigentlich da wäre: Zusammenhalten nämlich.

Auch in diesem Film findet man eine Reihe von wunderbar grotesken Nebendarstellern innerhalb einer zeitlupenhaft erzählten Handlung, die als Sinnbild für das Tempo der Kleinstadt steht. Doch gerade dieses "nichts passieren" ermöglicht einen viel besseren Blick auf die Familie, die in ihrer Gewöhnlichkeit exemplarischen Charakter hat. Am Ende des Films legt Stefano während eines Konzerts die E-Gitarre zur Seite und springt kopfüber ins Publikum. Ob er weich landen wird oder nicht - einfach nicht dran denken. Hauptsache, er ist gesprungen.

29.12.2008

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 11 Jahren

Durchaus Sympathische Charaktere. Aber trotzdem fragt man sich, was soll das ganze eigentlich. Viele Handlungsbögen werden miteinander vermanscht ohne wirklich auf den Punkt zu kommen.


kaempfa

vor 15 Jahren

super echt italienisch und realistisch


sonja555

vor 15 Jahren

Ich versteh die Cineman-Bewertung manchmal wirklich nicht. Solch ein langweiliger nichtsaussagender Film bekommt 4 Sterne während der super amüsante Film "Bienvenue chez les Ch'tis" nur 3 erhält! Wie geht das? "Non pensarci" ist die 18 Fr. nicht wert, schade um das Geld und die Zeit. Einer der schlechtesten Filme, die ich je gesehen hab, höchstens für SAT 1 am Sonntag Abend geeignet, aber bestimmt nicht für ins Kino!Mehr anzeigen


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