CH.FILM

Breakout Schweiz 2007 – 90min.

Filmkritik

Achtung, Fertig, Klischee!

Filmkritik: Wisi Greter

Das Schweizer Hip-Hop-Drama will nicht einfach nur unterhalten. Der Film soll - behauptet das Presseheft - «Themen wie Jugendarbeitslosigkeit, Lehrstellenknappheit, Immigration und Integration, Mittelstandsgefälle etc. wieder ins Zentrum rücken». Das erweist sich als Ausrede.

Doch reden wir zuest über Melanie Winigers Brüste. Schon Monate vor dem Filmstart stritten sich Regisseur Mike Eschmann und die Schauspielerin via Boulevardpresse darüber, ob der Zuschauer den echten Busen zu sehen kriegt oder «nur» den eines Bodydoubles. Und ob eine Ex-Miss-Schweiz überhaupt das Zeug für eine Oben-ohne-Szene habe. Wenn man diese Szene jetzt im Kino sieht, so wirkt der Mini-Strip aufgesetzt und unnötig. Womit wir beim Thema wären.

Nia (Nils Althaus) ist 19 und wohl genauso, wie sich der Schweizer Mediennutzer einen 19Jährigen aus Schwamendingen vorstellt: Hip-Hopper, Kiffer, Kleinkrimineller. Wegen einer Frauengeschichte gerät er in eine wüste Prügelei, bei der sein bester Freund invalid geprügelt wird. Darum landet Nia selbst - logisch! - für zwei Jahre in der Kiste. Allerdings könne er sofort gehen, fleht ihn Jugendanwalts-Mitarbeiterin Nicole (Winiger) an, wenn er den wahren Schuldigen verrate. Tut Nia nicht, er will lieber selber Rache nehmen. Und plant deshalb, aus dem Knast auszubrechen. Leider tut er dies derart ungeschickt, dass der Zuschauer während einem Grossteil des Films auf den versprochenen «Breakout» warten muss.

Gute Unterhaltung ist das nicht, dabei dürfte man doch zumindest dies vom Team hinter «Breakout» erwarten. «Achtung, Fertig, Charlie!» (ebenfalls von Mike Eschmann und mit den gleichen Autoren und Produzenten) funktionierte, weil sich die RS-Klamotte nie so ganz ernst nahm. Bei «Breakout» geht das nicht: Weil die Charaktere beim Publikum keine Sympathien auslösen, muss der Film eine ultrakrasse Welt zeigen, damit überhaupt einer zuschauen mag. So ist das Hip-Hop-Drama voll von sinnloser Brutalität und lächerlichen Übertreibungen, die auch noch plump umgesetzt werden. Die Vorstellung beispielsweise, dass sadistische Neonazis ihre Knastbrüder terrorisieren, mag durchaus beängstigen - im Film werden die beiden potentiellen Schreckgestalten aber als Witzfiguren gezeigt.

Den anderen Schauspielern gehts nicht besser: Stress, Roeland Wiesnekker und Hanspeter Müller sind blosse Stichwortgeber. Max Rüdlinger darf - der Höhepunkt des Films - seine Figur zwar wunderschön einführen, doch nur schon eine Szene später wird sie in eine Schablone gepresst. Und Melanie Winiger wird hinter dicken Brillengläsern und einer diffus beschriebenen Rolle versteckt und scheint irgendwie überhaupt nicht präsent. Einzig Hauptdarsteller Althaus vermag zu überzeugen; er bringt sogar dann Tiefe in seine Figur, wenn im Drehbuch Ebbe herrscht.

Das Ärgerlichste ist aber, dass der Film wirkliche Probleme aufnimmt und sie zu Gunsten eines effekthascherischen Event-Movies verkauft, der so tut, als habe es noch nie zuvor eine Jugendkultur gegeben. Niemand erwartet bei diesen Themen Lösungsansätze von einem Spielfilm, aber «Breakout» schafft es noch nicht mal, die richtigen Fragen zu stellen. Diejenige jedenfalls, die danach fragt, wie weit sich eine Schauspielerin entblössen muss, ist im Kontext von Jugendgewalt einfach nur falsch.

07.06.2021

2

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Kommentare

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Mikelking

vor 10 Jahren

Immerhin mal kein schlechter Schweizer-Film. Einige Schauspieler waren zwar schlecht, doch immerhin spielten die Hauptpersonen gut. Die Szenen im Gefängnis waren ok.


gfbgb

vor 15 Jahren

Also geht darum bei dem Film wird Nia ja von der Polizei aufgeschnappt nach der kloperrei und dann vwerhört den ja anfangs son dicker Bulle und sagt ihm das auf der Stange womit Pulpo geschlagen wurde seine fingerabdrücke drauf sind! So dann als Nia aufsteht udn denn mit Pussy beschimpft kommt ja son Lied... von stress >-<
Kann mir einer vll die lyric sagen oder vllt wie das Lied heißt oo?Mehr anzeigen


sniper8

vor 16 Jahren

bisschen klischeehaft, aber einer der besten schweizer filme die ich bisher sah.
die story ist auch bisschen lau und kommt auch irgendwie nicht richtig auf touren. jedoch vermag der film über die anderthalb stunden prächtig zu unterhalten.
mit nils althaus hat man einen hammer darsteller gefunden. er kann das umsetzen was von ihm verlangt wird und kommt absolut glaubhaft daher.
ein paar stars in den nebenrollen sind wohl mehr oder weniger publikumsmagneten, jedoch richtig überzeugen tut keiner wirklich.
was mir übrigens noch gefiel sind die breakdanceszenen und die musik die in den bestimmten szenen den gewünschten effekt herbeizaubern und toll unterhalten.
"breakout" ist sicherlich kein meisterwerk, aber immerhin etwas worüber man ein wenig nachdenken kann. zum teil gibts auch bisschen humor und genug pontential zum unterhalten. für fans ein muss, andere können gut ohne leben. mir hat er gefallen.Mehr anzeigen


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