Interview

Denzel Washington: «Genau, Frank Lucas schaut sich um: 'Aha, Drogendealer, Drogendealer, Drogenabhängiger, Drogenab... Moment mal, Hotdog-Verkäufer?'» Russell Crowe: «Polizist! Bam!»

Interview: Portmann Media

Denzel Washington und Russell Crowe haben sich beim Dreh während nur 8 Tagen gesehen.

Denzel Washington: «Genau, Frank Lucas schaut sich um: 'Aha, Drogendealer, Drogendealer, Drogenabhängiger, Drogenab... Moment mal, Hotdog-Verkäufer?'» Russell Crowe: «Polizist! Bam!»

Q: Guys, toll Sie zu sehen. Wir sind hier, um über «American Gangster» zu sprecehn. Natürlich sind die Erwartungen der Zuschauer hoch – schliesslich sind Sie beide gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. Aber wie ist das für Sie persönlich? Haben Sie am Abend zuvor vielleicht Ihre Frau angerufen im Stil von «ich hab endlich die Szene mit Russell oder mit Denzel, ich bin so aufgeregt...»?A: (Denzel Washington): Äh... nicht wirklich. (Gelächter)A: (Russell Crowe): Frau angerufen? Sie würde wohl nur meinen: «Häh? Trinkst du etwa? Geh mal schlafen!» Nein, natürlich gibt es aufregende Momente und man kann diese Arbeit noch so lange machen, es gibt immer wieder die spezielle Momente, die man schätzt und wo man Spass hat. Ich habe mich auf jeden Fall darauf gefreut. Das letzte mal, als wir zusammenarbeiteten war schliesslich 1995 («Virtuosity»). Es lag viel Zeit zwischen dem letzten «Action!» und «Cut!». Es hat also Spass gemacht.Q: Und Sie haben sich überhaupt nicht verändert.A: (Washington): Ja, wir haben viele Tage zusammen verbracht, haben damals Zimmer demoliert im siebzigsten Stockwerk in Downtown Los Angeles, Glas gegessen und uns gegenseitig mit dem Finger gestubst. (Gelächter) Weisst du das noch? Das war so daneben. Und ich hab rumgeschrien (lacht). Und bei diesem Film ist es im Prinzip genau gleich. A: (Crowe): Genau gleich.Q: Es war also herzlich und unterhaltsam... Ridley Scott macht bezüglich des Aufbaus der zwei Figuren etwas Grossartiges: Er zeigt eine gewisse Parallele auf zwischen den beruflichen und den privaten Leben der beiden, und wie die zwei sich ein wenig wie 'Ying und Yang' zueinander verhielten. Für Sie dürfte das wohl interessant gewesen sein mit Hinblick darauf, wie Sie Ihre Figuren ausgearbeitet haben, die ja in einer gegenseitigen Abhängigkeit zu leben schienen.A: (Washington): Eine Sache, die Ridley (Scott) geschickt gemacht hat, war, die Figuren zu separieren. Wir konnten unsere Arbeit gar nicht gross vergleichen. Russell hat die ersten acht Wochen gearbeitet, dann gab es acht gemeinsame Tage und ich arbeitete dann die zweiten acht Wochen. Wir waren in getrennten Welten. Wir trafen uns nur für diese acht Tage. Und wir haben auch nicht gross geschaut, wer jetzt was macht. Jeder machte sein Zeugs; es waren einfach zwei Welten. Genau wie es ja auch bei Frank Lucas und Richie Roberts war.A: (Crowe): Geplanterweise natürlich. Ridley (Scott) wollte das so. Er wollte zunächst eine Welt komplett abdrehen, dann die andere und am Ende alles zusammenfügen. Denn so war es ja eigentlich auch. Es gab keine grossen Überschneidungen zwischen diesen zwei Welten. Ursprünglich war sogar eine Überschneidung im Drehbuch vorgesehen...A: (Washington): Genau, die Hotdog-Stand-Szene.A: (Crowe): Es war eine Überschneidungs-Szene vorgesehen, wo unsere zwei Figuren, Augenkontakt haben. Aber meine Ansicht dazu war: «Schaut mal, Frank ist ein grosses Tier. Sähe er mich so mit einem Hotdogstand als Tarnung auf der 116. Strasse – ich wär tot! Was soll das? Der überlegt nicht zweimal.»A: (Washington): Genau, der schaut sich um: «Aha, Drogendealer, Drogendealer, Drogenabhängiger, Drogenab... Moment mal, Hotdog-Verkäufer?»A: (Crowe): «Polizist! Bam!»A: (Washington): ...(lacht)A: (Crowe): «Undercover!»A: (Washington): «Bam!»Q: Für mich als Zuschauer war es faszinierend, dieses Setup zu sehen, wie das Harlem der Siebziger Jahre wiederbelebt wurde – der Vibe, die Seele, das Flair. Interessiert Sie das als Schauspieler, wie es den Leuten gelingt, all das zu erschaffen? A: (Washington): Auf jeden Fall. Ich würde es – auch wenn es vielleicht manchmal nicht sehr praktisch ist – immer vorziehen, in einer echten Umgebung zu drehen als, sagen wir mal, auf einem Set in Burbank. Das gibt einem einfach das Gefühl, man sei bei den Leuten, man treffe Leute aus der Gemeinschaft. Ich habe dort tatsächlich viele Leute getroffen, die sich an die Tage von damals noch erinnern und die haben ihre Geschichten mit uns am Set geteilt. (Zu Russell) Ich weiss nicht, ob du ihn gesehen hast, aber man hat mir gesagt, dass der echte Nicky Barnes auf dem Set gewesen sein soll. Ich habe ihn aber nicht gesehen. A: (Crowe): Doch sicher, er war dort. Nach der Szene auf der anderen Strassenseite – weisst du, das mit der Hand und so?A: (Washington): Ja klar.A: (Crowe): Da lief ich so zurück zu meinem Wohnwagen und da kommt dieser kleine Kerl zu mir mit einem violetten glänzenden Shirt an und flüstert mir zu: «Hey, ich bin Nicky Barnes.» Und ein anderer meinte: «Ja, er ist Nicky Barnes». (lacht)A: (Washington): Hm, zu mir ist er nicht gekommen. Hab ihn nicht getroffen.Q: Nun, Sie hatten dafür Frank (Lucas) am Set. Und es ist ja ein Film, bei dem es ein wenig wie in einer Eliteschule zu und her geht: Jeder ist so gut, man kann gar nicht schlecht sein. Ist es beruhigend zu wissen, dass alle Positionen so gut besetzt sind, und ist es so einfacher zu arbeiten?A: (Washington): Nun, es ist gut, alles zu nutzen, was vorhanden ist. Frank wollte da sein. Und ich wollte ihn da haben, ich hatte schliesslich nichts zu verbergen. Und genau wie er es bereits als Drogendealer gekonnt gemeistert hat: Er weiss, wie man aus dem Weg geht. Er weiss genau, wann es gilt, zurückhaltend zu sein. Es war nicht so, dass er ständig an vorderster Front gewesen wäre, Anweisungen gegeben hätte oder gar «Cut!» reingebrüllt hätte (lacht). Er hat nichts dergleichen getan. A: (Crowe): Das gleiche gilt auch für Richie Roberts. Er war manchmal einen halben Tag lang am Set, ohne dass ich überhaupt wusste, dass er da war. Er ist ein sehr bescheidener Mann, der es nicht nötig hat, aufzufallen. Und dennoch, wenn man sich mal in seine Lage versetzt: Sagen wir mal Catherine Zeta-Jones würde jetzt Sie spielen in einem Film über Ihr Leben. Q: Was sie selbstverständlich tun würde (lacht)...A: (Washington): (zu Crowe) Hey, das war jetzt aber ein ganz toller Zug von dir... (lächelt)Q: Ja, das war toll! Ich werde jetzt dann bald geköpft, weil die Zeit um ist. Aber es war super, Sie gesehen zu haben...

14. November 2007

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