Interview

Judi Dench: «Am Ende tranken wir Champagner, spendiert von Cate.»

Interview: Portmann Media

Die Britin über die Komplexität eines Filmverlaufs und ihre schwierigste Szene.

Judi Dench: «Am Ende tranken wir Champagner, spendiert von Cate.»

Q: Juni Dench, wie würden Sie Barbara, Ihre Filmfigur, als Person beschreiben?A: Sie ist eine Lehrerin an einer ziemlich gewöhnlichen Schule in London. Und eigentlich ist sie eine ziemlich verzweifelte, einsame, bedürftige Frau. Sie hat eine Katze, die sie liebt und die sie eingehend betreut. Aber sie benötigt eigentlich die Zuneigung von einem Menschen, oder zumindest dessen Aufmerksamkeit. Und dann wird sie eben versessen auf diese neue Lehrerin in der Schule.Q: Wie interpretieren Sie Cate Blanchetts Figur, Sheba?A: Als sie Sheba bei ihrer Ankunft in der Schule sieht, ist sie ihr zunächst sehr negativ gesinnt und sie mustert sie abschätzig. Aber dann gelangt sie in diesen zwanghaften Wahn. Sheba unterscheidet sich wirklich von den anderen und scheint aus ganz anderem Holz geschnitzt. Und ich glaube, dass genau das es ist, worauf Barbara versessen wird.Q: Wie war die Zusammenarbeit mit Cate Blanchett?A: Sie ist eine phänomenale Schauspielerin. Und es war phänomenal, mit ihr zu arbeiten. Ich finde sie ganz einfach fantastisch. Kreativ und ziemlich inspirierend für die Zusammenarbeit. Den Faden, den Umriss eines Films muss man schon im Vorfeld erarbeiten. Auf der Bühne z.B. nimmt man diesen Faden irgendwann auf und arbeitet sich ihm entlang durch, und erzählt so die Geschichte bis zum Ende. Beim Film jedoch muss man den Gesamtfaden vorher schon gelegt haben. Natürlich ist das vor allem die Arbeit von Richard Eyre, dem Regisseur, und er weiss dann auch immer, ob man sich an der richtigen Stelle im Geschichtsverlauf befindet oder nicht. Aber als ich den Film gesehen habe, dachte ich nur, wie um aller Welt ist es ihr gelungen, derart minutiös und perfekt die richtige Stimmlage zu treffen. Davon war ich völlig überwältigt.Q: Welches war für sie die schwierigste Szene zu drehen?A: Wir habeN einen grossen Streit – das war Szene 122. Ich weiss das, weil wir sie alle dick mit Filzstift angestrichen hatten. Und dann kam der Tag schliesslich und wir drehten die Szene. Es hat den ganzen Tag gedauert und wir haben uns beide gefürchtet vor der Szene. Aber am Ende dann, als alles gedreht war, kamen wir von der Bühne und da stand schon eine Flasche Champagner, spendiert von Cate. Wir haben sie dann sogleich geköpft und das meiste davon getrunken. Mit Erleichterung.

20. Februar 2007

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