Madeinusa Peru, Spanien 2006 – 98min.

Filmkritik

Archaische Emanzipation

Filmkritik: Eduard Ulrich

«Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen», das mag der aus dem fernen Lima mühsam angereiste Minenprospekteur Salvador gedacht haben, als er überraschend in die Vorbereitungen zu einem zügellosen Indio-Dorffest gerät. Hoffentlich kann er am Ende noch etwas erzählen, denn die Geschichte läuft langsam, aber sicher aus dem Ruder.

Als Salvador (Carlos Juan De La Torre) nach einer mühsamen Reise per Anhalter erfährt, dass er für einige Tage in diesem Indio-Dorf festsitzen wird, kann er noch nicht ahnen, was ihn erwartet. Fern der Zivilisation, ohne Verkehrsverbindungen und ohne Telekommuniktionsmitteln, werden noch Bräuche gepflegt, die ein moderner Stadtmensch nur ungläubig zur Kenntnis nimmt. Und wenn Salvador gewusst hätte, dass er just in dem Moment eintrifft, als die Vorbereitungen zum Höhepunkt des Jahres, einem dreitägigen, zügellosen Fest, beendet werden und Spannung und Vorfreude kulminieren, hätte er mit Sicherheit einen anderen Zeitpunkt gewählt. Nun aber gerät er in einen Moloch aus Faszination, Forderungen und schwerwiegenden Folgen.

Wie gelähmt verfolgt er das bunte Treiben beim Dorffest, fasziniert beobachtet er die Auseinandersetzung zwischen dem archaisch-autoritären Bürgermeister und seinen Töchtern. Die jüngere ist soeben zur «Miss Dorfschönheit» gewählt worden und muss sich einem ganz besonderen Ritual unterwerfen. Dabei würde sie viel lieber mit dem mondän und geheimnisvoll wirkenden Gast durchbrennen - was Vater und Schwester bemerken und verhindern wollen.

Der Regisseurin und Drehbuchautorin Claudia Llosa, die selbst aus Peru stammt, ist mit ihrem Erstling ein witziger und ideenreicher Film zum Thema «Tradition trifft Moderne» gelungen. Dabei helfen ihr ausgezeichnete Hauptdarsteller in perfekt besetzten Rollen.

31.05.2021

4

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Kommentare

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Klaus1108

vor 17 Jahren

Diesen Film schaute ich mir sogar zweimal im Kino an. Er zeigt eine Geschichte mit starken Bîldern, die im Kopf und im Herzen bleiben.


skye67

vor 17 Jahren

Von Kritikern hochgelobt, landauf landab. Ich war schon mal skeptisch. Aber siehe da: der beste Film, den ich in diesem Jahr bisher gesehen habe. Die Einblicke in die andine Kultur sind so authentisch und erzählen auch von den Widersprüchen, die die von den Spaniern nach Lateinamerika exportierte katholische Religion in den Alltag der indigenen Bevölkerung gebracht hat. Claudia Llosa hat sehr zurückhaltend und mit viel Gespür für die entscheidende Zurückhaltung inszeniert. Letztendlich ist es die Geschichte einer Selbstfindung in einem widersprüchlichen Umfeld. Und die Filmmelodie ist einfach wunderschön und gibt dem Film einen fast schon spirituellen Rahmen.Mehr anzeigen


blublub

vor 17 Jahren

Der Film ist langweilig und zeichnet ein Bild einer Kultur, um deren Untergang es in der Tat nicht schade wäre. Dieses Bild entspricht nicht der Wahrheit!


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