Schwedisch für Fortgeschrittene Schweden 2006 – 101min.

Filmkritik

Partyleben statt Ehepartner

Andrea Lüthi
Filmkritik: Andrea Lüthi

"Schwedisch für Fortgeschrittene" ist eine freche Komödie mit einigen witzigen Einfällen und brillanten Hauptdarstellerinnen, hinterlässt aber kaum einen nachhaltigen Eindruck.

"Ich werde dir treu sein, bis das grosse Gähnen uns trennt", sagt eine Figur in Ingmar Bergmans "Sommarnattens leende" (1955). Was damals eine relativ außergewöhnliche Haltung war, ist in der heutigen Zeit der hohen Scheidungsraten längst alltäglich. Nur: Was fängt man mit dem neuen Leben an? In "Schwedisch für Fortgeschrittene" führen zwei Frauen um die vierzig gänzlich unterschiedliche Lebensstile: Die Polizistin Gudrun sitzt abends vor dem Fernseher und lässt sich von ihrer Tochter vorwerfen, nie was Lustiges zu unternehmen. Bis Elisabeth mit aller Wucht in ihr Leben tritt - eine frisch geschiedene, quirlige Powerfrau. Nachdem sich die beiden wegen eines Strafzettels aufs Übelste beschimpft haben, treffen sie sich ausgerechnet bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung wieder. Elisabeth nämlich ist Frauenärztin und zeigt sich plötzlich von einer schalkhaften Seite: Gudruns Befangenheit begegnet sie mit trockenem Witz.

Als Gudrun dann ausgerechnet in Elisabeths Lieblingsclub auftaucht, um ihrer Tochter endgültig zu beweisen, dass ihr das Clubleben nicht zusagt, glaubt Elisabeth nicht mehr an Zufälle. Mit ihrer Freundschaft beginnt Gudruns Wandel von der Stubenhockerin zur Partygängerin. Das "Heartbreak Hotel" (so der Originaltitel) wird zum eigentlichen Lebenszentrum der beiden; bis zum Morgengrauen wird getanzt, gefeiert, getrunken und geflirtet.

Hier beginnt der bisher schwungvolle Film leider zu stocken und bleibt bei langen Sequenzen im Club hängen, die Spannung flacht ab. Daran vermag auch Gudruns reumütiger Ex-Mann nichts zu ändern, der plötzlich wieder auftaucht. Die Beziehung der beiden Frauen zu ihren Männern wird lediglich angetönt; im Vordergrund steht die Frauenfreundschaft. Doch auch diese bleibt eher blass und oberflächlich.

Rasant, keck und zuweilen schrill ist "Schwedisch für Fortgeschrittene" ganz klar kein Film der leisen Töne. Sein Ziel ist auch kaum, das Befinden geschiedener Frauen in allen Facetten zu ergründen. Viel eher ist er ein Feelgood-Movie, der einem die Botschaft vermittelt, dass man mit vierzig genauso viel Spaß haben kann wie mit zwanzig, und dass dies das Einzige ist, was im Grunde zählt. Ob einen diese Botschaft zusagt, ist dem einzelnen Zuschauer überlassen. Trotzdem hätte es nicht geschadet, an der Oberfläche diese ausgelassenen Überdrehtheit zu kratzen und sich etwas intensiver mit dem Innenleben der Figuren zu befassen. So nämlich lassen einen die Charaktere reichlich kühl, was schade ist, denn die beiden ausgezeichneten Hauptdarstellerinnen hätten das Potential zu komplexeren Rollen.

20.10.2020

3

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Kommentare

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vlad77

vor 14 Jahren

Gute Geschichte, hervorragende Schauspielerinnen, gute Kamera und viel, viel Witz! Grandios!!!!


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


tuvock

vor 16 Jahren

Plump? – Nein, Niveaulos – Nein – Sehr ernst? – Nein, lustig? – ja teilweise, blöd? – Nein, komisch? – Ja. Ach ja im Original heißt der Film „ Heartbreak Hotel“, das ist der Club wo die 2 Frauen sich das 1. X treffen, und tanzen, ja und ELISABETH ist ja ne Ältere Frau und sieht recht ansehnlich aus. Nicht so super hübsch aber irgendwie knackig hübsch und süß, so ein richtiges altes erfahrenes Betthäschen.

Ach ja ELISABETH hatte einen Latin Lover der eine Ihrer Patientinnen geschwängert hat, sie lässt sich scheiden. Gudruns Mann hat sie betrogen, ich glaube der Typ ist Tot, sie ist ja Witwe, egal, ja irgendwas war mit dass die Männer zurück zu Ihren Frauen wollen. Eh klar, schwache Männer wollen eine sanfte Frau die sie kennen, die sie wieder rumkommandieren können. Da draußen am Markt ist die Möse Böse meist. Und sie beist. Meistens alles was Ihr in die Finger kommt, Willkommen im 21. Jahrhundert, dem Horrorjahr der Emanzipation. Die Musik im Club, einfach super, super zum Mitshaken, ab nach Schweden, einfach toll die Leute dort, hübsch, jung, alt und hübsch, jung ansehnlich, nicht übertrieben, einfache Leute die Ernst sind, nicht so verkommen wie im Süden, wie alles was südlicher ist als England.

Ne die Schweden sind schon O. K. Sehr freizügig und trotzdem ernst, höflich, anschmiegsam und lustig. Ja tolles Völkchen aber der Film ist leider auch etwas langweilig und kann anfangs teilweise überzeugen dann sind einige Längen dabei, dann wieder versucht der Film zu überzeugen. Schafft es aber nicht immer, aber trotzdem ist der Film gut. Vor allem weil die Tochter von Gudrun, im Club ist, die Mutter sieht und sie zur Rede stellt. Ja eh klar, die Jugend sieht das nicht ein, die heutige Jugend ist ja schließlich ehrlich und säuft auch nicht, Ältere Frauen und Alkohol und auf der Suche nach einem Mann in einer Disco, ja das ist nichts für Junge Leute. Das sollte man nicht tun. Toll wieder wie die am Klo streiten. Einfach toll.

Aber troztdem absolut stark gespielt, vor allem die Streitszenen, man sieht die steigern sich rein, und trotzdem ich weiß nicht wieso, wirkt das alles witzig für mich. Na ja ein typischer Frauenfilm eben aber einer der für Männer sehr gut geeignet ist und sogar verständlich ist und man braucht keine Frau die einem alles übersetzt, wenn wer was wieso wann warum gemacht hat auf wem und bei wem.

Ja eine nette Komödie, Drama alles in einem gute gefilmt, etwas langweiliges Thema, aber gut umgesetzt und gespielt, empfehlenswert, ja, also

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