Stolz und Vorurteil Frankreich, Grossbritannien 2005 – 127min.

Filmkritik

Falscher Stolz vs. Liebe

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

In der Jane Austen-Verfilmung "Pride and Prejudice" dreht sich alles um Lizzie und ihre vier Schwestern. Lizzie hat heimlich ein Auge auf den zurückhaltenden Mr. Darcy geworfen. Es dauert einige Missverständnisse, Einsichten und glückliche Fügungen, bis die Irrungen und Wirrungen ins Lot kommen.

Am Ende des 18. Jahrhunderts ist auch die englische Gesellschaft angesichts der Französischen Revolution im Umbruch. Standesdünkel beginnen aufzuweichen, doch Vorurteile zwischen den Gesellschaftsschichten halten sich hartnäckig. Fünf Töchter im Twen- und Teenageralter hat die Familie Bennett unter die Haube zu bringen. Wo findet man eine gute Partie? Das ist die grösste Sorge der dem bescheidenen Landadel zugehörigen Eltern. Besonders die Mutter (Brenda Blethyn), eine aufdringliche Person von einfachem Gemüt, setzt alles dran, einen begüterten Mann für ihre Töchter zu angeln. Mr. Bennet (Donald Sutherland), ein sarkastischer Feingeist, sieht dem Kuppler-Treiben seiner Frau eher peinlich berührt zu.

Die stille Jane (Rosamund Pike), die älteste der Bennet-Töchter, hat sich in den begüterten Mr. Bingley (Simon Woods) verguckt. Sie stösst zwar auf Gegenliebe, doch dann wird ihre Liebschaft hintertrieben. Ausgerechnet vom distinguierten Mr. Darcy (Matthew Macfadyen), Bingleys bestem Freund, auf den die "Lizzie" gerufene Elizabeth (Keira Knightley), heimlich ein Auge geworfen hat. Der gutaussehende, scheinbar unnahbare Darcy seinerseits bekundet Mühe, seine Gefühle gegenüber Lizzie zu äussern. Als er sich zu einem Antrag durchringt, wird er von der jungen Dame brüsk abgewiesen.

Das Karussell der Irrungen und Wirrungen dreht sich weiter und die arrogante Lady de Bourg (Judi Dench - gar garstig und herrisch) sorgt für weitere Turbulenzen. Es passieren einige Missverständnisse, Kapriolen und glückliche Fügungen, bis alles ins Lot kommt, bis Vorurteile überwunden und falscher Stolz abgelegt werden. Immerhin dauert die bürgerlich-adelige Romanze 127 Minuten.

Die hübsch arrangierte Landpartie mit Bällen und Tee-Gesprächen, die anmutigen Idyllen zwischen Stall und Schlosssaal, die hysterischen Auftritte der ungehobelten Mrs. Bennet, die verbalen Duelle und sanften, nahezu platonischen Liebesszenen machen "Pride and Prejudice" zu einem gefühlvollen Sehvergnügen. Das ist einerseits Matthew MacFadyen ("In My Father's Den") und Keira Knightley ("Kick It Like Beckham", "Pirates of the Caribbean") als verhindertes Liebespaar zu verdanken, andererseits der sensiblen Regie von Joe Wright, die nicht ohne Ironie und romantisches Flair daherkommt.

Der klassische Austen-Stoff, mehrfach verfilmt, zuletzt 1995 fürs Fernsehen, wirkt bei Wright alles andere denn verstaubt, im Gegenteil. Er stellt Lizzie in den Fokus, so wird sein malerisches Sittenbild zum zeitlosen Frauenepos. Eine gelungene kraftvolle Neuverfilmung für Kopf und Herz. Übrigens: Wer diese Austen-Liebesgeschichte lieber laut, farbig und exotisch hätte, kann sich an die knallbunte Bollywood-Musical-Farce "Bride and Prejudice" von Gurinder Chadha halten.

10.11.2020

4

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Kommentare

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8martin

vor einem Jahr

Joe Wright hat den Roman von Jane Austen hervorragend in Bilder umgesetzt und eine heute zeitgemäße Fassung davon geschaffen. Dabei gelingen ihm sogar ironische Untertöne und gesellschaftskritische Ansätze. Er lässt uns in die Welt des beginnenden 19. Jahrhunderts eintauchen. Eine Welt, in der es das einzige Ziel heiratsfähiger Mädchen ist, ’unter die Haube zu kommen’. Großartige Kostüme und bezaubernde, von Sonnenlicht durchflutete Landschaften lassen diese ferne Welt wieder auferstehen. Aus der Vielzahl der hochkarätigen Schauspieler ragen Keira Knightley und der wunderschön melancholisch dreinschauende Matthew Macfadyen besonders heraus. Aber auch der kurze, äußerst eindrucksvolle Auftritt von Dame Judi Dench trägt zum Gelingen bei. Die ruhige, verständnisvolle Art von Familienoberhaupt Donald Sutherland schwebt über allem; und ihm ist es außerdem vergönnt, den finalen Joke abzulassen. Gelungen! Man seufzt „Ach schade, schon Schluss!?“, wenn das vorhersehbare Happy End endlich kommt.Mehr anzeigen


kookaburra2

vor 17 Jahren

sehr schöner film mit viel gefühl.


beakolvo

vor 18 Jahren

super verfilmung des klassikers, kann der BBC-produktion das wasser reichen. keira knightley als freche und emanzipierte lizzie spielt wundervoll und mit viel witz. unbedingt zu empfehlen


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