Krieg der Welten USA 2005 – 116min.

Filmkritik

America under Attack

Filmkritik: Jürg Tschirren

Ausserirdische, Tom Cruise und eine restriktive Pressepolitik: Steven Spielbergs Adaption des Science-Fiction Klassikers "War of the Worlds" hat alles, was ein zünftiger Sommerblockbuster braucht - und bietet trotz beeindruckenden Bildern oft nicht mehr als zähflüssiges Familiendrama.

Seinen im Jahr 1898 veröffentlichten Roman "War of the Worlds" wollte Herbert George Wells trotz aller Phantasterei um die Invasion der Erde durch Marsmenschen auch als Kritik am britischen Imperialismus verstanden wissen. Der Ausserirdische als Kolonialherr, dem seine Unkenntnis über das Leben in den eroberten Gebieten am Ende zum Verhängnis wird. 1953 wurde dieser Stoff erstmals verfilmt, der Kalte Krieg hatte begonnen und von der Angst vor russischen Invasoren bis zum Schrecken eines Atomkriegs liess sich viel in den Film hineinlesen. Wenn Steven Spielberg nun im Jahr 2005 in seiner Neuverfilmung ein Amerika "under attack" zeigt, ist da bestimmt genug Subtext für tausend kulturwissenschaftliche Seminararbeiten.

Dabei fängt alles ganz harmlos an, mit schlichten grobkörnigen Bildern, die an das "New Hollywood" Kino der siebziger Jahre erinnern, zu dem auch Spielberg gehörte. Wir sehen Ray Ferrier (Tom Cruise), einen New Yorker Hafenarbeiter beim verfrachten eines Schiffscontainers. Als Ferrier nach Schichtende zu seinem neben einer Autobahnbrücke gelegenen Haus am Stadtrand kommt, warten da seine geschiedene Frau, sein Sohn und seine Tochter (gewohnt neunmalklug: Dakota Fanning). Spielberg zeigt einen Vater, der unfähig scheint, Verantwortung zu übernehmen. Man ahnt: Dieser Mann hat im Verlauf der nächsten zwei Stunden eine Lektion zu lernen, die Landung der Ausserirdischen wird für Ferrier zur ganz persönlichen Bewährungsprobe. Auch für die Erdinvasion findet Spielberg die passenden Bilder. Ein Blitzsturm aus wolkenverhangenem Himmel, der Asphalt tut sich auf, riesige dreibeinige Kampfmaschinen brechen heraus, die Menschen wirken ganz klein. Später dann Massenpanik, Amerika auf der Flucht.

Dem "War of the Worlds" ging ein selbst für Blockbuster ungewöhnlicher Publicity-Krieg voran. Nicht nur liess Hauptdarsteller Cruise keine Gelegenheit aus, sich öffentlich zum Affen zu machen, für Aufregung sorgte auch die restriktive Pressepolitik der Verleihfirma, die sich jede Kritik vor dem eigentlichen Starttermin verbat. Im Nachhinein können diese Auflagen selbst nur als PR-Massnahmen verstanden werden. Spielbergs Film hat keine überraschenden Twists, die hätten verraten werden können, der Regisseur folgt in grossen Zügen der Romanvorlage. Und so schlecht, dass man sich vor einer Flut von negativen Kritiken hätte fürchten müssen, ist das Werk auch nicht - es ist bloss über lange Strecken zäh und langfädig. In einem von Beginn an aussichtslosen Kampf sind die Ferriers ständig auf der Flucht und verstecken sich in Autos und Kellern. Bloss das Kammerspiel, das sich in diesen klaustrophoben Räumen und mit temporären Begleitern (einer davon ist Tim Robbins) entwickelt, ist selten packend genug, um den Film alleine zu tragen.

Und der Subtext? Der bietet Gelegenheit für viele Lesarten. Der Schluss kann wie schon bei Wells als Warnung vor imperialer Ignoranz gedeutet werden. Die von den Ausserirdischen seit Ewigkeiten in der Erde vergrabenen Tripods dagegen sind auch nichts anderes als hochtechnisierte "Sleeper Cells". Die Angst vor dem nahen Osten ist denn auch Anlass für den amüsantesten Dialog des Films. Auf die Frage seines Sohnes, ob man es mit Terroristen zu tun habe, meint Ferrier bloss nein, die Angreifer kämen von ganz wo anders. Worauf der Junge meint: "You mean, like, Europe?"

23.06.2021

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 10 Jahren

Solider Film by Spielberg!


Mikelking

vor 10 Jahren

Ein Film ohne Handlung, schlechter Bild und Tonqualität und einem enttäuschenden Tom Cruise. Ausserdem geht einem das dauerne Kreischen und Verstecken auf den "Wecker"


movie world filip

vor 12 Jahren

tolle psychotische tim robbins... starke film


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